Fehlschaltungen - Artikel Rheinische Post Lokalsport

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    Die Leverkusener lieferten den Münchnern mal eine offene Partie. Nach dem 0:1 herrschte bei Bayer allgemeine Trauer. Für einen Punkt mangelte es an Passgenauigkeit und Biss in der Offensive.


    Von UDO BONNEKOH
    leverkusen Andrej Voronin kam aus der Kabine und schilderte ziemlich betrübt sein Unglück. „Der Sagnol hat den Ball eben noch weg gespitzelt”, klärte der diesmal umtriebige Ukrainer auf, warum auch Leverkusens letzte Chance verstrich und das 1:0 des FC Bayern gegen den vormaligen Herausforderer als amtliches Endergebnis in die Bundesliga-Bücher aufgenommen wurde. Tranquillo Barnetta, im Moment nicht mehr so dynamisch unterwegs wie noch in der Hinrunde, lieferte auch einen Beitrag, warum die Leverkusener glaubten, mit sich und der Welt hadern zu dürfen. „Es fehlten mir bei dem Kopfball zehn Zentimeter an Länge”, meinte der Schweizer zu der Szene, in der Voronin von rechts eine perfekte Flanke geschlagen hatte. Womöglich mangelte es Barnetta in dem Augenblick auch etwas an der Verbissenheit und Courage, die Stoßstürmern wie einst Ulf Kirsten eigen sind oder waren.
    Beim flotten Leverkusener Abgang auf dem Weg zum Münchner Flughafen ließ sich Tristesse feststellen als durchgängige Stimmungslage. „Klar, ich bin traurig”, betonte Trainer Michael Skibbe, „wir haben von der ersten Sekunde an nach vorn gespielt. Und die Chancen für Bernd Schneider oder Tranquillo Barnetta waren ja auch gut genug, um in Führung zu gehen.” Doch als den arg selbstsicheren Bayern die Momente der Gefahr nicht zum sichtbaren Schaden gerieten, machte sich im Gegenzug ein schwer wiegendes Leverkusener Defizit bemerkbar: Qualität ist allenfalls periodisch vorhanden, nicht durchgängig. Die Fehlschaltung von Simon Rolfes bei Sagnols Hereingabe und Ballacks Treffer war die offenkundig krasseste, aber beileibe nicht die einzige. „Uns hat allgemein die Passgenauigkeit gefehlt”, bekräftigte Skibbe. Da durften sich vor allem Rolfes, Barnetta, Fredrik Stenman, Athirson und Ahmed Madouni angesprochen, wobei der Algerier in der Abwehr am besten von allen stand.
    Was von den so genannten Stürmern allerdings nach vorne geht, ist bedenklich dürftig. Voronin kommt bei allem Fleiß nicht zum Abschluss, Dimitar Berbatov, dieser wirklich begnadete Techniker, lässt sich viel zu leicht abkochen. Bayerns Lucio, ein Urtyp an Leistungswillen, Erfolgshunger und Kompromisslosigkeit, spendete Bayers Bulgaren dennoch Lob: „Berbo ist ein guter Mann.” Sichtbar wurde dies an diesem frostigen Nachmittag in Bayerns Fußball-Tempel nicht.
    „Wir haben in der zweiten Halbzeit den Ball nicht mehr gut laufen lassen, kaum über Außen gespielt und viel zu oft den finalen Pass versucht”, erklärte Bernd Schneider, „ärgerlich, dass nicht mal ein Punkt herausgesprungen ist.”