Kölnische Rundschau
Ein einziger genialer Moment...
Es gab Zeiten, da begegnete man Leverkusener Fußballmannschaften in München noch mit Respekt - trotz der entsetzlichen Pleitenserie, die Bayer 04 nach dem letzten Sieg beim FC Bayern am 21. Oktober 1989 wie selbstverständlich jedes Jahr aufs Neue verlängert. Ein kleines bisschen von diesem Respekt hatte sich Felix Magath nach dem 1:0 (1:0)-Erfolg seiner diesmal stotternden, am Ende aber doch wieder funktionierenden roten Siegesmaschine scheinbar auch bewahrt. Schließlich behauptete der Münchner Trainer nach den holprigen 94 Minuten auf dem Kartoffelacker in der Allianz-Arena gewusst zu haben, „dass uns ein schwieriges Spiel erwartet“. Allerdings, und das relativiert die Aussage, hatten nicht die Jungs von Michael Skibbe dafür gesorgt. „Die Bodenverhältnisse sind für uns problematisch“, ergänzte Magath. Aha, die Bodenverhältnisse. Aber Bayer doch nicht!
Ganz ohne Einspruch mag man dies nicht stehen lassen, denn damit täte man den Leverkusenern unrecht. Problematisch war es für die Bundesliga-Bestie FCB, die in dieser Saison von 19 Spielen sage und schreibe 16 gewann, nämlich allemal, dass Andrey Voronin in der 87. Minute vor Oliver Kahn auftauchte und fast noch den Ausgleich erzielt hätte. Oder dass Bernd Schneider vorher per Kopf nur die Latte traf (27.), Dimitar Berbatov drei Minuten später ebenfalls mittels Schädelstoß das leere Tor verfehlte oder Schneiders Schuss von Bixente Lizarazu auf der Linie geblockt wurde (44.). „Wenn uns da das 1:0 gelingt, dann läuft dieses Spiel ganz anders“, trauerte Bayer-Keeper Jörg Butt später den vergeudeten Großchancen nach.
So aber triumphierten eben doch wieder die Münchner. Es genügte ein genialer Moment von Michael Ballack sowie die freundliche Mithilfe von Simon Rolfes, der einen langen Flankenball Willy Sagnols unterlief. Entsprechend unbedrängt nahm Ballack den Ball mit der Brust an, drehte sich, während die Kugel der Erdanziehungskraft gehorchte, in die optimale Schussposition und knallte das Gerät per Dropkick in den Torgiebel (36.). Das 1:0 war perfekt, und zwar im doppelten Wortsinn. Perfekt war damit auch der Bayern-Sieg, weil Leverkusen in Hälfte zwei bis auf die Voronin-Chance nichts mehr zustande brachte. Bei diversen Kontern der Hausherren hätten Roy Makaay mit einem Pfosten- (75.) bzw. einem Fernschuss (78.) und Bastian Schweinsteiger (82., 86., 90.) erhöhen können. Doch der gute Butt verhinderte das und die 69 000 frierenden Fans in der um 4000 Plätze ausgebauten Arena verließen einigermaßen unzufrieden die Arena.
Das hatte auch Uli Hoeneß bemerkt. Der Münchner Manager ärgerte sich und machte neben dem Rasen, ramponiert durch den Dauerfrost sowie die zusätzlichen Spiele des Zweitligisten 1860, natürlich Bayer verantwortlich: „Wer so viel Angst hat, dass er mit einem echten Libero spielt . . ., muffelte Hoeneß über Skibbes Taktik, Carsten Ramelow aus dem defensiven Mittelfeld in die zentrale Abwehrposition zurück zu ziehen. Doch diesen Schuh wollte sich Tranquillo Barnetta nicht anziehen: „Diesmal kann man uns sicher nicht vorwerfen, wir hätten Angst gehabt“, widersprach der Schweizer, „wir haben couragiert nach vorne gespielt.“ Nur eben nicht zwingend genug in der Chancenverwertung, wie Ballack feststellte: „Da laufen die Spiele gegen Bayer doch immer ähnlich.“
Was bleibt ist der Frust über eine verpasste Chance. „Heute war mehr drin“, haderte Voronin mit sich und der Welt. „Aber wenn wir mit dieser Einstellung auch am Mittwoch ins Spiel gegen Wolfsburg gehen, dann gewinnen wir das.“
bayer04.de/Der aktuelle Pressespiegel 06.02.06