Der Blick zurück im Zorn

  • VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 08.02.06, 06:57h


    Ein reizvolles Wiedersehen lässt das Duell der Mittelmäßigen ein bisschen leuchten.


    Leverkusen - Womöglich erlebt Michael Skibbe heute Abend (20 Uhr) in der BayArena einen seltsamen Moment: Der Trainer der Gast-Mannschaft könnte mehr Beifall erhalten als der Coach der Gastgeber. Denn mit dem VfL Wolfsburg kommt Klaus Augenthaler, der knarzige Bayer, der Leverkusen 2003 vor dem Abstieg rettete und dann noch einmal in die Champions League führte. Man vergisst das ja schnell, wenn man Leverkusen heute betrachtet: Aber die Achtelfinal-Spiele gegen Liverpool fanden vor fast genau einem Jahr statt. Das ist also noch gar nicht lange her, genau wie die Vertragsverlängerung mit Augenthaler. Vor diesem Hintergrund muss Bayer 04 damit rechnen, dass Augenthaler sein neues Team inständig auffordert, sich heute Abend besonders anzustrengen. Nun gibt es zwar Leute, die behaupten, es sei fast unmöglich, die Wolfsburger Mannschaft aus ihrem Phlegma zu reißen, aber Leverkusen ist gewarnt. „Der Auge soll seine Leute ruhig heiß auf uns machen“, sagt Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, „vielleicht gibt es ja auch welche bei uns, die es ihm zeigen wollen.“ Natürlich spricht Holzhäuser dabei von Spielern und nicht von sich selbst.


    „Es ist kein Spiel wie jedes andere für mich“, sagt Augenthaler, der in Leverkusen nach dem vierten Spieltag als erster Trainer der Saison gefeuert wurde. Wobei es aus Leverkusen auch schon hieß, das sei womöglich zu spät gewesen. „Es gibt im Fußball Sachen, die kann man nicht verstehen“, meint der 48 Jahre alte Coach. Das hat schon was von Blick zurück im Zorn.


    Sein Gegenüber Michael Skibbe, der um den dritten Sieg im 13. Bundesligaspiel kämpft, hält sich aus der Trainer-Diskussion raus. „Er hat hier hervorragende Arbeit geleistet. Ich kann verstehen, wenn es Beifall gibt“, sagt der ehemalige Bundestrainer freundlich. Vier Tage nach dem 0:1 bei den Bayern, das in Leverkusen auf Grund der Spielweise wie ein kleines Erfolgserlebnis gesehen wird, kann der Trainer gegen den VfL personell und taktisch aus dem Vollen schöpfen. Clemens Fritz, der wegen Grippe bisher zwei- mal pausiert hat in der Rückrunde, kehrt ins Team zurück. Carsten Ramelow wiederum wird vom Innenverteidiger ins Mittelfeld vorrücken, Simon Rolfes muss auf die Bank. Skibbe will mehr Druck machen als in München, denn der Tabellen-Zwölfte Wolfsburg ist auswärtsschwach, besonders in Leverkusen: Nur einen Punkt hat der VfL bisher in der BayArena geholt. „Wir sind jetzt mittendrin: Sechs Punkte sind es nach oben, sechs nach unten. Wir wollen weiter nach oben kommen und Wolfsburg deshalb schlagen“, sagt Skibbe. Wolfsburgs Stürmer Diego Klimowicz und Mike Hanke, die gegenüber den Leverkusener Angreifern Berbatow und Woronin zurzeit einen wichtige Vorteil haben: Sie treffen ab und zu. Der Argentinier bereits elfmal, Hanke steht wie Berbatow bei sechs Toren. Zuletzt am Sonntag beim 2:0 über Borussia Mönchengladbach waren beide erfolgreich. „Sie müssen unbedingt kaltgestellt werden“, fordert Skibbe.


    Leverkusen: Butt - Juan, Madouni, Stenman - Fritz, Ramelow, Athirson - Schneider, Barnetta - Woronin, Berbatow. - Wolfsburg: Jentzsch - Alex, Quiroga, Hofland, Sarpei - Menseguez, Karhan, van der Leegte, Neziri - Hanke, Klimowicz. - Schiedsrichter: Brych (München).


    KStA