Wolfsburg - Am Mittwoch tritt der VfL Wolfsburg zum Gastspiel bei Bayer Leverkusen an. In zweifacher Hinsicht eine besondere Partie: Zum einen trifft Wölfe-Trainer Klaus Augenthaler auf seinen ehemaligen Arbeitgeber. "Es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, dass das kein Spiel wie jedes andere für mich ist", so der VfL-Coach vor der Partie. Zum anderen wollen die Grün-Weißen endlich ein Erfolgserlebnis in der BayArena feiern: "Wir haben in Leverkusen noch nie gewonnen. Es wird Zeit, dass wir diese Serie knacken", fordert VfL-Manager Klaus Fuchs.
In sieben von acht Bundesliga-Partien standen die Wölfe am Ende mit leeren Händen da. Nur einmal, am 15. März 2003, gab es ein Unentschieden (1:1). Aber Augenthaler lässt sich von solchen Zahlenspielen nicht beirren. "So war es auch umgekehrt. Als ich noch in Leverkusen war, hieß es, Bayer habe in Wolfsburg noch nie etwas geholt. Dann haben wir doch 1:0 gewonnen", spielt Wolfsburgs Trainer auf den einzigen Leverkusener Sieg in der VOLKSWAGEN ARENA vom 27. September 2003 an. Diesem Erfolg stehen sieben Leverkusener Niederlagen und ein Unentschieden gegenüber. Ein 1:0, das wäre auch am Mittwoch ein schönes Ergebnis - natürlich für den VfL und "Auge".
Mit dem Erfolg gegen Gladbach im Rücken
Der Weltmeister von 1990 hatte in Leverkusen eine "erfolgreiche und schöne Zeit". Knapp zweieinhalb Jahre betreute Augenthaler die Rheinländer, rettete sie vor dem Abstieg und führte sie zurück in die Champions League (2003/04) und den UEFA Cup (2004/05). Doch am 16. September 2005 war dann plötzlich Schluss für den ehemaligen Bayern-Profi. Nach nur vier Punkten aus vier Bundesliga-Spielen in der laufenden Saison und dem Aus im Europapokal gegen ZSKA Sofia kündigte Leverkusen den Vertrag. "Auges" Kommentar: "Manche Dinge im Fußball braucht man nicht zu verstehen, sondern muss sie einfach hinnehmen." Groll hegt der Übungsleiter aber nicht gegen seinen ehemaligen Verein: "Ich habe noch gute Kontakte nach Leverkusen. Aber am Mittwoch konzentriere ich mich nur auf unsere eigene Leistung. Wir wollen bei Bayer etwas holen!"
Der Auftritt der Wölfe am vergangenen Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach stärkt die Hoffnung, dass dies gelingen könnte. Mit einem 4-4-2-System ohne klassischen Regisseur trat der VfL als geschlossene Einheit auf, zeigte sich so engagiert wie selten zuvor in dieser Saison und gewann völlig verdient 2:0. "Wichtig ist, dass wir in Leverkusen ähnlich engagiert spielen. Der überzeugende Sieg gegen Gladbach müsste uns Selbstvertrauen geben, wir brauchen uns dort nicht zu verstecken", so Augenthaler. Leverkusen musste sich dagegen am Samstag in München mit 0:1 geschlagen geben. Überhaupt verbuchte Bayer-Trainer Michael Skibbe in elf Partien bislang nur zwei Siege (jeweils 2:1 gegen Dortmund und Frankfurt).
Entscheidend ist, dass die Vorgaben umgesetzt werden
Leverkusen belegt zurzeit mit einem Punkt Vorsprung vor den Wölfen den zehnten Rang, ist damit, wie der VfL, bislang hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück geblieben. Augenthalers Elf rangiert auf dem zwölften Platz, befindet sich bei sieben Zählern Rückstand auf die internationalen Plätze aber noch in Reichweite des UEFA Cups. Ein Sieg muss her, besser noch eine Erfolgsserie, und der Auswärtsfluch beendet werden! Wolfsburg hat die letzten fünf Partien auf fremden Platz verloren. Vielleicht ist es am Mittwoch hilfreich, dass der Trainer den Gegner aus dem Effeff kennt. Augenthaler warnt vor allem vor Andrey Voronin und Dimitar Berbatov: "Das sind zwei außergewöhnliche Stürmer. Wenn sie einen guten Tag haben, spielen sie die ganze Bundesliga schwindelig."
Aber darauf sind die Grün-Weißen natürlich bestens eingestellt. "Entscheidend wird allerdings sein, dass wir die Vorgaben auch umsetzen, wenn das Spiel beginnt", so "Auge", der seinerseits mit Diego Klimowicz und Mike Hanke ein schlagkräftiges Duo in der Offensive aufzubieten hat. Alle vier VfL-Tore in der Rückrunde gehen auf das Konto der beiden Angreifer. Vor allem Hankes wieder gewonnene Treffsicherheit spricht für das neue Selbstvertrauen der Grün-Weißen. "Hanke hat in den letzten beiden Spielen bewiesen, dass er an die Mannschaft denkt. So werden auch seine Chancen für die WM immer größer", lobte Augenthaler den 22-Jährigen. Wie Teamkollege Alex hat Klimowicz allerdings bereits vier Gelbe Karten auf dem Konto und wäre bei der nächsten Verwarnung gesperrt.
Tskitishvili für Van der Heyden?
Große Veränderungen im Wolfsburger Kader sind aufgrund der Leistung gegen Gladbach nicht zu erwarten. Allerdings muss für Peter Van der Heyden, der nach seiner fünften Gelben Karten in Leverkusen gesperrt ist, ein Ersatz gefunden werden. "Ich werde eine Lösung wählen, bei der ich am wenigsten verändern muss", erklärte Augenthaler und ließ auch durchblicken, welche Variante er favorisiert: "Vielleicht nehme ich den 'Tskiti' rein, und ziehe Bojan Neziri zurück auf die Position des linken Verteidigers." Eine andere Option wäre, Van der Heyden durch Stefan Schnoor oder Hans Sarpei eins zu eins zu ersetzen.
Levan Tskitishvili hat seine Adduktorenverletzung jedenfalls auskuriert und ist wieder einsatzbereit. Kapitän Pablo Thiam, der erst am vergangenen Wochenende vom Afrika Cup zurückgekehrt ist und sich noch akklimatisieren muss, müsste demnach zunächst auf der Bank Platz nehmen. Augenthaler: "Pablo ist im Kader. Ob er von Anfang an spielt, muss man abwarten." Bayer-Coach Skibbe kann am Mittwoch personell aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Roque Junior, der nach einer Achillessehnenreizung im Trainingsrückstand ist, fehlt. Vermutlich wird die gleiche Leverkusener Elf auflaufen, die in München knapp verloren hatte.
So könnten sie spielen:
Bayer 04 Leverkusen: Butt - Juan, Ramelow, Madouni - Schneider, Rolfes, Stenman - Voronin, Barnetta, Athirson - Berbatov
VfL Wolfsburg: Jentzsch - Alex, Quiroga, Hofland, Neziri - Menseguez, Karhan, Van der Leegte, Tskitishvili - Hanke, Klimowicz
Schiedsrichter: Dr. Brych