Wo man nach Abpfiff hinsah – es war immer das gleiche Bild. Kopfschütteln bei Blau und Weiß, Kopfschütteln bei Rot und Schwarz. Kopfschütteln über ein Spiel und ein Ergebnis, das beides schwer zu erklären ist.
Auch Michael Skibbe musste erst Mal tief Luft holen, bevor er mit seiner Analyse der 4:7-Niederlage beginnen konnte. „Die ersten 25 Minuten haben wir total verschlafen“, blickte Skibbe auf den eigentlichen Auslöser dieser verrückten 90 Minuten zurück.
Denn zu diesem Zeitpunkt führte Schalke schon 2:0, immer nur begleitet, aber nicht gestört von den Leverkusener Gegenspielern.
Skibbe hatte wieder dieselben elf Profis beginnen lassen, die zuletzt so überzeugt hatten. Doch diesmal zeigte die Mannschaft im Gesamtverbund folgeschwere Fehler in der Abwehrarbeit.
Früher Rückstand
Wie beim 0:1. Schalkes Keeper Rost schlug weit ab, Madouni und Ramelow verlieren die Zweikämpfe mit Larsen, der auch noch Butt aus zehn Metern überwand (9.).
Doch was Bayer heute hinten umriss, bauten sie vorne fast immer wieder auf. Im Gegenzug musste Athirson das 1:1 machen, schoss aber Bordon auf der Linie an.
Die Schalker trafen dagegen fast alles. Krstajic bekam nach abgewehrtem Freistoß die zweite Chance, traf direkt von halblinks an den Innenpfosten und ins Netz – 2:0 (17.).
Früher Wechsel
Michael Skibbe reagierte früh, brachte Paul Freier für Athirson (29.). Zunächst ohne Erfolg. Denn das nächste Tor machte wieder Schalke. Rafinha durfte ungestört von rechts flanken und Bajramovic setzte sich entscheidend in der Luft gegen Juan durch – 3:0 (34.).
Es drohte eine Packung, aber plötzlich war Andrej Voronin. Beflügelt von der Geburt seiner Tochter Mascha am Freitag schraubte sich der Ukrainer hoch und köpfte vom Elfmeterpunkt das 1:3 (40.).
Eine torreiche erste Hälfte ging zu Ende, doch die zweite sollte alles toppen. Wer in der Veltins-Arena zum Getränkestand gegangen sein sollte, der dürfte im Schnitt zwei Tore verpasst haben.
Tolle Moral
Schon Lincoln hatte das 4:1 nur Sekunden nach Wiederanpfiff auf dem Fuß, schoss frei am langen Eck vorbei. Stattdessen brachte Berbatov Bayer zurück ins Spiel, köpfte eine Schneider-Flanke am Fünfmeterraum ein (50.).
Nur noch 2:3, doch die kalte Dusche folgte prompt. Kuranyi schoss aus 30 Metern einfach mal drauf, Jörg Butt verschätzte sich folgenschwer. Und als Larsen nach Schneiders Patzer nach einer Stunde auf 5:2 erhöhte, schien erneut alles klar gegen Bayer.
Aber mit toller Moral schaffte die Mannschaft ein zweites Comeback. Voronin drosch den Ball nach Bordons Fehler aus 18 Metern in den Winkel – 3:5 (64.). Und nur noch 4:5 hieß es, nachdem Krzynowek die Kugel genau so wuchtig aus 14 Metern versenkte (70.).
Historisches Spiel
“Wenn wir das 4:5 nochlänger halten, dann wäre vielleicht noch was drin gewesen“, bedauerte Skibbe die postwendende Antwort von S04 auf Bayers letzten Treffer.
Der starke Lincoln machte Bayer mit einem Freistoß, den er aus 20 Metern in den Winkel zirkelte, endgültig einen Strich durch die Rechnung (77.). Das letzte Tor von Asamoah war nur noch insofern bedeutend, dass diese Partie als die sechsttorreichste in die Bundesliga-Historie eingehen sollte.
Der Glücklichste bei Bayer 04 war auf jeden Fall Andrej Voronin. Seine beiden Tore widmete der Stürmer seiner Frau und seinem Töchterchen.
FC Schalke 04: F. Rost - Rafinha, Bordon, Krstajic, Kobiashvili - Poulsen - F. Ernst, Bajramovic - Lincoln - Larsen, Kuranyi
Bayer 04: Butt - Juan, Ramelow, Madouni - B. Schneider, Rolfes, Stenman - Voronin, Barnetta, Athirson - Berbatov
Tore: 1:0 Larsen (9.), 2:0 Krstajic (17.), 3:0 Bajramovic (34.), 3:1 Voronin (40.), 3:2 Berbatov (50.), 4:2 Kuranyi (55.), 5:2 Larsen (63.), 5:3 Voronin (64.), 5:4 Krzynowek (70.), 6:4 Lincoln (76.), 7:4 Asamoah (81.)
Eingewechselt: 74. Asamoah für Kuranyi, 80. Sand für Larsen, 84. Boenisch für Bajramovic - 29. Freier für Athirson, 46. Krzynowek für Ramelow, 83. Fritz für Barnetta
Schiedsrichter: Florian Meyer
Zuschauer: 61542 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Bajramovic, Lincoln