Nachbericht
"Schalker Knoten" platzt mit lautem Knall
München/Gelsenkirchen - "So ist das im Fußball. Das kann man nicht erklären, das muss man erleben."
Die Aussage von Zlatan Bajramovic gegenüber Sport1.de drückte treffend aus, was die 61.524 Zuschauer in der ausverkauften Veltins-Arena nach dem 7:4 (3:1)-Sieg des FC Schalke 04 über Bayer 04 Leverkusen gedacht haben dürften.
Historischer Sieg
Noch einmal in Worten: Sieben zu vier. Elf Tore in einem Bundesligaspiel, das hatte es seit dem 6. November 1982, als Borussia Dortmund gegen Arminia Bielefeld 11:1 gewann, nicht mehr gegeben.
Die bisher offensiv eher enttäuschenden Schalker erzielten zum ersten Mal überhaupt sieben Bundesliga-Tore vor heimischer Kulisse, Leverkusen musste erstmals in der höchsten Spielklasse sieben bittere P illen schlucken.
Slomka fehlen die Worte
"Das ist schwer zu erklären. Mir fehlen ein bisschen die Worte", gab auch Mirko Slomka zu.
"Beide Mannschaften waren fantastisch", lobte der Schalker Trainer, dessen Schützlinge zuletzt zweimal nur 0:0 gespielt hatten. Vor dem Spiel hatte er daher noch gefordert: "Ich erwarte, dass wir unseren doppelten Knoten mal lösen."
"Die Tore fielen einfach wie am Fließband. Es war unglaublich, wie beide Teams nach vorne gespielt haben", staunte Schalkes zweifacher Torschütze Sören Larsen. Und Leverkusens Doppel-Torschütze Andrej Voronin ergänzte: "Für die Fans war das ein Super-Spiel."
Kuranyi beendet Durststrecke
Als Super-Spiel dürfte das 7:4 freilich vor allem den Schalkern in Erinnerung bleiben, dessen Anhang das Ende des Minimalisten-Fußballs euphorisch feierte. Fast logisch, dass sich bei sieben Treffern endlich auch Kevin Kuranyi wieder in die Torschützenliste eintragen durfte.
"Ich habe nie an mir gezweifelt", sagte Kuranyi, der nach 664 torlosen Minuten unter gütiger Mithilfe von Bayer-Keeper Butt zum 4:2 traf, im Gespräch mit Sport1.de. "Manchmal bracht man auch ein bisschen Glück."
"Man hat gesehen, dass Kevin unbedingt dieses Tor machen wollte", lobte Slomka. Und Christian Poulsen sagte: "Unsere Stürmer haben die richtige Antwort auf die Kritik in der Presse gegeben."
Platz drei fast in Reichweite
Und so können die Schalker jetzt zumindest wieder an der Champions League schnuppern. Auf Platz drei fehlen plötzlich nur noch vier Punkte.
"Nach oben ist noch alles möglich, wir müssen jetzt eine Sieges-Serie starten", forderte Kuranyi. Am Mittwoch geht es aber erstmal im Uefa-Cup weiter, gegen Espanyol Barcelona.
Druckfehler?
"Natürlich gibt dieser Sieg Selbstvertrauen. Wenn die Spanier das Ergebnis lesen, glauben sie an einen Druckfehler", dachte Slomka bereits voraus.
Apropos Europapokal. Auf den hoffen still und leise ja auch noch die Leverkusener. Aber zumindest die Defensiv-Leistung auf Schalke verbietet eigentlich höhere Ambitionen.
Skibbe kritisiert Anfangsphase
Michael Skibbe war vor allem mit der Anfangsphase unzufrieden. "Wir haben die ersten 25 Minuten total verschlafen. Nach dem 0:3 mussten wir Harakiri spielen", hatte der Bayer-Trainer immerhin einen halbwegs tauglichen Erklärungs-Ansatz für das Tor-Festival parat.
"Mit der Defensiv-Leistung kann man nicht zufrieden sein. Aber es war gut, wie wir immer zurückgekommen sind. Wir haben alles getan, das Spiel noch zu drehen", war Skibbe immerhin mit der Moral zufrieden.
Bayer mit toller Moral
Und das völlig zurecht. Die Leverkusener steckten weder bei 0:3 noch bei 2:5 auf und schafften jeweils den Anschlusstreffer. Und trugen so ihren Teil zu diesem Wahnsinns-Spiel bei.
"Ich habe immer an die Wende geglaubt. Aber Lincolns Freistoß zum 6:4 war der Knackpunkt", sagte Sportdirektor Rudi Völler. "So viele Tore kannst du vorne gar nicht schießen, wenn du hinten sieben bekommst."
Auswärts vier Tore - umsonst
Bernd Schneider sprach sogar von einer "Katastrophe. Wenn man vier Tore auf Schalke schießt, muss man eigentlich drei Punkte mitnehmen". Und Voronin meinte: "Hätten wir in der ersten Halbzeit so gespielt wie in der zweiten, hätten wir mindestens unentschieden gespielt."
Kaufen können sich die Leverkusener davon nichts mehr. Und das ist irgendwie auch gut so, denn dieses Spiel war vor allem eines: unbezahlbar.
Christof Greiner / Bita Mohammadi
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