Freistil - Bericht zum Spiel in Schalke in der Rheinischen Post Lokalsport

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    Mit geordnetem Fußball, mit Strategie hatte die Leverkusener Partie auf Schalke nicht
    viel zu tun. Ein wilder Kick macht Bayers Schwund an Qualität deutlich.


    Von UDO BONNEKOH
    LEVERKUSEN Darin hat er ja reichlich Übung gesammelt in dieser Saison. Deshalb entledigte Rudi Völler sich seiner Aufgabe als nachsichtiger Moderator, als Diplomat in aller Routine. Und hinter Bayer Leverkusens wortreich konkrete Kritik vermeidendem Sportchef entschwanden die schwer Geschlagenen nach dem 4:7 auf Schalke in aller Eile einer nach dem anderen ohne erkennbare Neigung, sich öffentlich zu äußern zu diesem veritablen Reinfall bei einem Gegner, der in den sieben Jahren zuvor gegen Bayer nicht hatte gewinnen können.
    „Wir haben zu viele Geschenke verteilt”, lautete eine der Völlerschen Einlassungen nach einer Partie, die Schalkes Trainer Slomka sogar als „klasse” einstufte. Geschenke? Die Leverkusener offenbarten nur ein paar mal mehr als die Blau-Weißen ihren eklatanten Schwund an individueller und kollektiver Klasse. An dieser Darbietung von wildem Freistil-Fußball ohne erkennbare Ordnung, ohne ablesbare Strategie beteiligten sich bei Bayer in besonders eklatanter Weise zwei Akteure, die in den vergangenen Wochen Form und Stabilität aufgebaut zu haben schienen.
    Ahmed Madouni stand nicht nur vorm 0:1 (mit dem ebenfalls total daneben liegenden Carsten Ramelow) verloren im Wald. Jörg Butt griff bei Schalkes 4:2 auf Mitleid erregende Art daneben. Und warum nahmen auch das 2:0 und 3:0 der Schalker über die linke Leverkusener Seite ihren Ausgang? Weil dort Athirson und Fredrik Stenman in vielen Szenen gar nicht anwesend waren oder auf andere Weise dilettierten.
    „Ich muss der Mannschaft sogar ein kleines Kompliment machen, ich betone ein kleines”, sagte Völler auch noch. Die Leverkusener setzten den nach dem 3:0 überheblich werdenden „Knappen” tatsächlich zu. Das gelang besonders Andrej Voronin und dem mal wieder in vielen Momenten genialisch wirkenden Dimitar Berbatov, dem wohl besten Mann auf dem Platz. Bernd Schneider tat auch sein Werk mit den Flanken zu Voronins 1:3 und Berbatovs 2:3. Aber „Schnix” hatte auch seinen Blackout vorm 5:2 von Larsen, als sich der Leverkusener verrechnete.
    „Torhüter sind ja dazu da, auch mal einen Ball zu halten”, meinte Völler, der zur Spezies der Schlussleute eine besondere Beziehung pflegt. (Für Völler gibt es nur wenig Gute auf der Welt.) Der Sportchef machte Butt keinen direkten Vorwurf, doch Kuranyis 4:2 nach Butts Fehlgriff wirkte arg niederschmetternd. „Der Knackpunkt aber war das 6:4 der Schalker”, betonten Völler und Trainer Michael Skibbe übereinstimmend. Das fiel rund fünf Minuten nach Jacek Krzynoweks 4:5 nach einem Freistoß von Lincoln. Damit hat Butt ganz, ganz üble Erfahrungen.