Leverkusen: Helfen Jens Nowotny oder Roque Junior? Skibbe hält am System fest
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Bernd Schneiders (32) Beurteilung fiel am drastischsten aus: "Eine Katastrophe für uns", so der Leverkusener Nationalspieler, sei das denkwürdige Elf-Tore-Spiel auf Schalke gewesen.
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Gerade schien Bayer unter Michael Skibbe (40) die Kurve zu bekommen, da folgte dieser Rückschlag: Erstmals überhaupt seit dem Bundesliga-Aufstieg 1979 kassierte Bayer sieben Gegentreffer. Wie diese spektakuläre Niederlage tatsächlich einzuordnen ist, liegt letztlich ganz an der Betrachtungsweise. Eine Blamage für Bayer war es unzweifelhaft nicht. Weil man auf Schalke verlieren kann. Und weil die Elf weder nach dem 0:3 noch nach dem 2:5 aufsteckte, sich im Gegenteil jeweils wieder bis auf einen Treffer herankämpfte, was Sportdirektor Rudi Völler (45) lobend hervorhebt. "Vom 0:3 bis zum 4:6 war es eine richtig tolle Vorstellung", schwärmt Skibbe gar. Vor allem, weil sich die Offensivkräfte Berbatov, Voronin und mit Abstrichen auch Joker Krzynowek in starker Verfassung präsentierten.
Das große "Aber" ergibt sich freilich aus der Defensivleistung. "Die war ein Rückschlag", wertet Völler. Mehr als das: Ein absolutes Desaster bzw. die von Schneider angeführte "Katastrophe". Ob man darüber so leicht hinweggehen darf, wie es die Bayer-Verantwortlichen auch am gestrigen Sonntag noch taten? "Die Partie knüpft an die jüngsten Positiv-Erlebnisse an", behauptet Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, "es ist Leben und Moral in der Mannschaft." In Völlers Augen "geht - zumal die Teams direkt über uns außer Hannover auch nicht gewonnen haben - die Tendenz weiter nach oben." Wirklich? Im kommenden Heimspiel gegen Duisburg stehen die Ambitionen unweigerlich auf dem Prüfstand. Die Bilanz unter Skibbe (14 Punkte aus 13 Spielen) bleibt vorläufig äußerst durchwachsen.
"In der Hinrunde sind uns viele taktische und wenige persönliche Fehler unterlaufen", analysiert der Coach, "diesmal waren es fast nur individuelle Böcke". Von Ramelow vor den beiden ersten Treffern, von Schneider vorm zweiten und fünften, von Butt beim 2:4, vom zuletzt hoch gelobten Madouni bei gleich vier (!) Gegentoren. Das neue System mit Dreier-Abwehrkette will Skibbe "nicht in Frage stellen", eine personelle Änderung (für Madouni) könnte es gleichwohl geben - je nachdem wie sich Jens Nowotny (32) bzw. Roque Junior (29) während dieser Woche präsentieren, in deren Verlauf auch ein Testspiel geplant ist. Der brasilianische Weltmeister steigt heute, Montag, wieder voll ein. "Er ist körperlich gut vorbereitet", sagt Skibbe.
Psychologische Aufbauarbeit will der Coach derweil beim früh ausgewechselten Athirson (29) leisten. "Ich werde noch mal mit ihm reden. Er hat keinesfalls so schlecht gespielt, dass er unbedingt rausgemusst hätte. Aber ich musste taktisch ein Zeichen setzen."