VON CHRISTOPH PLUSCHKE, 13.02.06, 21:41h
KÖLNER STADT-ANZEIGER: Herr Skibbe, sehen Sie sich mit etwas zeitlichem Abstand in der Lage, eine fundierte Analyse dessen abzugeben, was sich am Samstag beim spektakulären 4:7 auf Schalke zugetragen hat?
MICHAEL SKIBBE: Nun ja, was heißt schon fundiert? Dieses Spiel entwickelte sehr früh eine ungeheure Eigendynamik, woran wir mit unseren Fehlern in der Defensive leider entscheidenden Anteil hatten. Dann gab's diesen offenen Schlagabtausch, und am Ende galt für beide Seiten: Die Angriffsleistungen waren exzellent, die Abwehrarbeit dagegen alles andere als das, besonders unsere.
Und der schöne Aufwärtstrend, den Sie nach dem 4:0 über Wolfsburg noch ausgemacht hatten, ist schon wieder dahin...
SKIBBE: Natürlich kann eine Niederlage niemals ein Fortschritt sein. Aber die Art und Weise, wie meine Mannschaft immer wieder ins Spiel zurückgefunden hat, dass sie niemals aufgegeben hat, das hatte was, das war schon Klasse.
Demnach ordnen Sie dieses 4:7 nicht als die heftigste Niederlage in Ihrer Leverkusener Amtszeit ein?
SKIBBE: Das 1:3 im ersten Spiel bei Mainz 05 fand ich viel schlimmer. Damals haben wir als Team versagt, taktisch, kämpferisch, in jeder Hinsicht. Diesmal wurden wir lediglich Opfer individueller Fehler, auch wenn das zugegebenermaßen ziemlich viele waren.
Dennoch dürfte sich dieser herbe Rückschlag nicht gerade positiv auf das Selbstbewusstsein auswirken.
SKIBBE: Das sehe ich nicht so dramatisch. Im Gegenteil. Schauen Sie sich unsere Stürmer an! Wochenlang haben sie in den Zeitungen vorgerechnet bekommen, wie lange sie nicht mehr getroffen haben, 500 oder 600 Minuten lang kein Erfolgserlebnis - das zehrt an den Nerven. Jetzt schießen Berbatow und Woronin wieder ihre Tore, der Angriff funktioniert. Und was die Vielzahl der Gegentore betrifft, denke ich genauso darüber wie meine Spieler: Hey, das passiert uns nicht nochmal!
Vor dem Spiel hatten Sie dem Abwehrverband noch Ihr volles Vertrauen ausgesprochen - gilt das jetzt auch noch?
SKIBBE: Wer sieben Stück kassiert, kann kein Lob erwarten. Aber ich werde jetzt auch niemanden besonders angreifen. Die Fehler, die gemacht wurden, haben sich auf viele Schultern verteilt. Es macht also keinen Sinn, Schuldzuweisungen auszusprechen. Dafür bin ich auch nicht der Typ.
Denken Sie mit Blick auf das Heimspiel am Samstag über personelle Veränderungen nach?
SKIBBE: Darüber denke ich immer nach. Aber das muss sich nicht nur auf den Defensivbereich beschränken. Und öffentlich diskutieren werde ich das ohnehin nicht.