Jens Nowotny verhilft Leverkusen zum Sieg und träumt von der WM-Teilnahme

  • Quelle: http://www.welt.de/data/2006/02/20/848672.html


    Leverkusen - Vom Spielfeld aus marschierte Jens Nowotny geradewegs in den Behandlungsraum und begab sich erst mal auf die Massagebank. Zum ersten Mal nach 364 Tagen hatte der Ex-Kapitän von Bayer Leverkusen wieder ein komplettes Bundesligaspiel in den Knochen. "Es geht, die Schmerztabletten wirken noch", witzelte der 32jährige nach dem Duschen.


    Es war ein perfekter Tag für ihn gewesen. Nach einem Jahr, nach insgesamt vier Kreuzbandrissen, feierte Nowotny tatsächlich noch mal ein Comeback, dann auch noch beim 3:2 über Duisburg mit einem Sieg. Vergessen die zwei Prozesse gegen seinen Klub, gefeiert von den Fans. Und trotzdem war der Abwehrchef nicht glücklich. Denn für ihn mußte sein bester Freund Carsten Ramelow auf die Ersatzbank, zum ersten Mal seit über fünf Jahren: "Es war sehr zwiespältig. Schon schön, aber sonst hat Carsten auf der Position gespielt, dadurch ist meine Freude getrübt."


    Beim Trainer dürfte Nowotny zunächst einmal gesetzt sein. Michael Skibbe war äußerst zufrieden mit Nowotnys Leistung in dessen 322. Bundesligaspiel. "Jens hat gut gespielt, souverän, routiniert. Er hat der Abwehr die Stabilität gegeben, die ich mir erhofft habe."


    Allerdings konnte auch der Rückkehrer nicht verhindern, daß sich Leverkusen zum Sieg gegen den Tabellenvorletzten zittern mußte. "Wie die drei Punkte zustande gekommen sind, damit bin ich nicht zufrieden, weil die Ordnung weder hinten noch vorn da war", analysierte Nowotny. Und trotzdem haben er und seine Kollegen bei nur zwei Punkten Rückstand auf Rang fünf plötzlich wieder die Qualifikation für den Uefa-Cup im Sinn. Auch wenn Nowotny einschränkt: "Wir müssen erst mal konstante Leistungen bringen."


    Er selbst könnte sich mit konstant guten Leistungen in den kommenden Wochen noch dahin bringen, wo er schon einmal war: in den Kreis der Nationalmannschaft. Immerhin mangelt es Bundestrainer Jürgen Klinsmann vier Monate vor der WM an gestandenen Abwehrspielern, Nowotny wäre eine brauchbare Alternative. "Bringe ich meine Leistung, kann das ganz schnell gehen", hatte der Defensivmann bereits in der Winterpause gesagt. Doch Skibbe warnte am Samstag: "Jens hat den ersten Schritt gemacht. Jetzt wären er und wir schlecht beraten, vor dem zweiten schon über den vierten Schritt nachzudenken."