Charme der Überheblichkeit

  • Nach dem verdient-glücklichen 3:2 über Duisburg erklärt Trainer Skibbe den Abstiegskampf für beendet.


    Als im Untergeschoss der BayArena das Ritual des Ergebniserklärens begann, redeten alle über vergebene Chancen. Jürgen Kohler, der Trainer des MSV Duisburg, war wütend auf seinen Mittelfeldspieler Mihai Tararache, der in der 81. Minute den Siegtreffer für den MSV Duisburg auf dem Fuß hatte. „Den muss man einfach machen“, schimpfte Kohler immer wieder über den Rumänen, der aus zehn Metern den Ball in die Ränge gejagt hatte. Fast konnte einem Tararache Leid tun, man hätte Kohler gern mal selbst diesen Ball nehmen sehen. Aber er ist ja nicht mehr Spieler. Und aus der Trainer-Perspektive war es eine Katastrophe. Statt 3:2 zu führen, musste Duisburg vier Minuten später das 2:3 hinnehmen. Null statt drei Punkte, dazu Abwehrchef Biliskow durch Platzverweis (Kopfstoß gegen Barnetta / 79.) verloren. Vielleicht wird man irgendwann zurückrechnen, dass Tararaches Fehlschuss am 22. Spieltag Duisburg die Punkte gekostet hat, mit denen der MSV nicht abgestiegen wäre.


    Die Leverkusener wären beim Schuld-Vorrechnen und Chancen-Zählen nicht mit einem einzigen Sündenbock ausgekommen. Hätte Bayer 04 nicht gewonnen, dann hätte Trainer Skibbe Andrej Woronin die Schuld geben können, der aus sechs Metern MSV-Torwart Georg Koch anschoss. Oder Bernd Schneider, der im Strafraum zauderte. Oder Barnetta, Freier, Berbatow und nochmals Woronin, die lässig oder unglücklich daran scheiterten, das Spiel beim Stand von 2:0 und 2:1 zu entscheiden. Man hätte sich auch die Abwehr um Jens Nowotny vorknöpfen können, die bei insgesamt vier MSV-Schüssen zweimal durch Klemen Lavric überwunden wurde. „Wir hätten heute verlieren können und nicht gewusst, warum“, fand Trainer Skibbe. Die große Ratlosigkeit blieb ihm erspart. Dimitar Berbatow machte aus der kleinsten der vielen Leverkusener Chancen ein herrliches Kopfballtor.


    Mit dem 3:2 rückt Leverkusen auf Rang neun vor und hat nur noch zwei Punkte Rückstand auf einen Uefa-Cup-Platz. Das ist nicht nur mit Leverkusens wiedergefundener Spielfreude und Stärke zu begründen. Skibbes Bilanz in der Rückrunde ist mit drei Siegen und zwei Niederlagen zwar ordentlich, aber nicht brillant. Aber zurzeit reichen 30 Punkte Hannover 96 zu Platz fünf. Vor einem Jahr war man damit Elfter. „Der Spieltag ist für uns prima gelaufen“, frohlockte Sportdirektor Rudi Völler. Skibbe verkündete das Ende des Abstiegskampfs wie der Wirtschaftsminister die erfolgreiche Haushaltssanierung: „Wir haben uns endgültig vom Ende der Tabelle absetzen können und dürfen nun nach oben blicken.“


    Nowotny fand kritische Worte. „Wir verstehen es nicht, vorn die Chancen zu nutzen und hinten zu null zu spielen. Deswegen stehen wir nur auf Platz neun“, sagte der 32-Jährige. Bei den Kollegen der Angriffsabteilung hatte Nowotny sogar Überheblichkeit ausgemacht. Die hat im Sport zwar eine gewissen Charme. Aber nur solange das Ergebnis stimmt. „Wie da Quer- und Rückpässe im Strafraum gespielt werden, da zieht man schon den Hut“, sagte der Abwehrchef ironisch. Nowotny bestritt nach 364 Tagen wieder ein Bundesligaspiel von Anfang an und führte dabei eine Form von Zurückhaltung vor, die nicht negativ auffiel. „Er kann mit dem Comeback zufrieden sein“, urteilte Skibbe, der sein Team gegenüber dem Schalke-Spiel (4:7) noch auf drei weiteren Positionen geändert hatte. Bemerkenswert war der Verzicht auf den Kapitän: Carsten Ramelow, wohl leicht angeschlagen, saß auf der Bank. „Wir haben einen ausgeglichenen Kader“, sagte Skibbe, „ein Trainer muss zeigen, dass er Vertrauen hat. Wenn man sieben Gegentore kriegt, sind auch mal andere dran. Die Wechsel haben dazu geführt, dass wir heute so ein gutes Spiel gemacht haben.“


    KStA

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann