Nowotny wird zum Nomotzki

  • 20.02.2006
    KRITIK AN VORDERLEUTEN


    Von THOMAS GASSMANN
    Leverkusen – Er dirigierte. Gewann seine wichtigen Zweikämpfe. Machte kaum nennenswerte Fehler. Hatte aber auch keine spektakulären Szenen.


    Jens Nowotnys Comeback nach 364 Tagen beim 3:2-Sieg Bayers über den MSV Duisburg war ein erster Schritt zurück in den Bundesliga-Alltag.


    Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nach dem Abpfiff lief der 32-Jährige dann allerdings zu altbewährter Form auf. Aus Nowotny wurde Nomotzki.


    Der Abwehrchef knöpfte sich seine Vorderleute vor. Die hatten „fahrlässig“ (Trainer Michael Skibbe) größte Torchancen gleich reihenweise verdaddelt. Und den sicher geglaubten Sieg gegen hilflose Duisburger damit beinahe aus der Hand gegeben.


    „Wenn man im gegnerischen Strafraum noch einmal Quer- und Rückpässe spielt, dann zieht man schon den Hut davor“, spöttelte Nowotny über seine Sturmkollegen und zischte: „Da war einfach zu viel Zauberei dabei.“


    Click here to find out more!


    Das reichte dann aber noch lange nicht. Nowotny legte weiter den Finger in die Bayer-Wunden. „Gegen Duisburg hat man gesehen, warum wir nur auf Platz neun in der Bundesliga stehen. Wir verstehen es einfach nicht, aus zehn Chancen entsprechende Tore zu machen. Und der kleinste Fehler in der Defensive wird mit einem Gegentreffer bestraft.“


    Motzki Nowotny! Ist da einer verbal übers Ziel hinaus geschossen, der ein Jahr lang nicht mehr im Einsatz war und seinen Klub zweimal verklagte? Oder ist endlich wieder ein Mann zurück, der dem oft als seelenlos bezeichneten Bayer-Ensemble mit seiner unbequemen Kritik neues Leben einhaucht?


    Trainer Michael Skibbe begrüßte den Vorstoß Nowotnys. Und bezeichnete dessen Leistung auf dem Platz als „sehr gut“. „Jens hat die Abwehr bestens organisiert. Er hat seine wichtigen Zweikämpfe alle gewonnen. Seine Erfahrung hat uns sehr gut getan.“


    Hört sich doch gut an, was der Trainer sagt. Nowotny darf aller Voraussicht also auch im Derby gegen den FC ran. Bayers Ex-Kapitän soll die wackelige Defensive in den Griff bekommen. Und darf auch nach dem Abpfiff weiter seine Meinung sagen.



    quelle: express