ERSTELLT 23.02.06, 20:59h
Carsten Ramelow muss wohl auch im Derby zusehen und ist verärgert.
Leverkusen - Mit dem Kölner Karneval kann Michael Skibbe als gebürtiger Westfale nicht viel anfangen. Und dann verlief auch noch die letzte Begegnung nicht sehr prickelnd. „Ich hab kaum was verstanden“, erinnert sich Bayer 04 Leverkusens Trainer an einen Sitzungsbesuch zusammen mit Michael Meier, heute FC-Manager, damals Skibbes Boss bei Borussia Dortmund. In Leverkusen war am Donnerstagmittag noch „karnevalsfreie Zone“, wie der Trainer zufrieden feststellte. Am Samstag im Rhein-Energie-Stadion beim 46. Derby zwischen dem 1. FC Köln und Bayer 04 (11 Siege, 20 Unentschieden, 14 Niederlagen aus Kölner Sicht) wird das anders sein. Der Bayer-Trainer mag solche Spiele, „da weiß jeder, was die Stunde geschlagen hat. Wir freuen uns wahnsinnig darauf“, sagt der Coach und fügt an: „Es gibt eine gesunde Konkurrenz zwischen den Klubs. Es wäre schön, wenn es dieses Spiel auch in Zukunft geben würde.“ Auf dem Platz aber soll sein Team diese Gedanken ausblenden: „Es geht um unsere eigenen Interessen. Wir haben aufgeholt, aber niemanden eingeholt.“
Es gibt vor dem großen Spiel eine heftige Personaldiskussion in Leverkusen. Ausgelöst hat sie Skibbe mit seiner Entscheidung, Carsten Ramelow gegen Duisburg auf der Bank zu lassen - zum ersten Mal seit fünf Jahren musste der 31-Jährige zusehen, obwohl er gesund war. Der Defensivmann, bis 2008 unter Vertrag, beschwerte sich im „Kicker“: „Die Art und Weise, wie es mir gesagt wurde, fand ich nicht in Ordnung.“ Er sei „menschlich enttäuscht“ vom Trainer: „Ich bin dienstältester Spieler. Da wäre ein wenig Vertrauen schon angebracht. Aber davon spüre ich nichts.“
Skibbe reagierte gestern mit der ihm eigenen wachsamen Freundlichkeit: „Es ist nichts Persönliches vorgefallen zwischen uns. Dass er als Spieler anderer Meinung ist, ist normal. Aber ich bin verantwortlich. Ich erwarte von Carsten, dass er sich so schnell wie möglich wieder ranspielt an die erste Mannschaft.“ Kritik an seinen Kommunikationswegen will der Coach aber nicht zulassen. „Man muss zwar auch Einzelgespräche führen, aber noch wichtiger ist, dass man die Sachen vor der Mannschaft anspricht.“
Auch am Samstag in Köln wird Ramelow womöglich zunächst zusehen. Es zeigt sich, dass der Profi wohl nicht ganz falsch liegt mit seiner These, „dass mir meine Vielseitigkeit zum Nachteil wurde“. Denn in der Innenverteidigung, in der Ramelow zuletzt aushalf, sind jetzt alle fünf eingeplanten Leute (Juan, Roque Junior, Madouni, Nowotny, Callsen-Bracker) einsatzfähig. Im defensiven Mittelfeld aber, auf Ramelows Stammposition, hat sich Skibbe inzwischen von der Idee mit zwei defensiven Leuten weitgehend verabschiedet. „Ein zentraler Mann und dazu mehrere spielstarke Leute - das hat funktioniert“, sagt Skibbe und meint Schneider, dazu Barnetta, Rolfes und wahlweise Freier, Athirson, Krzynowek oder Babic. Simon Rolfes gemeinsam mit Ramelow, die Klaus-Augenthaler-Idee, „bleibt eine Option“, sagt Skibbe. In Köln wird er sie nicht ziehen: „Zwingend Veränderungen muss es nicht geben.“