Kölner Abgesang zum Karneval

  • Kölner Abgesang zum Karneval


    München/Köln - Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, auch in Köln.


    Doch nach der 0:3 (0:0)-Heimniederlage im Derby gegen Bayer Leverkusen steht das Bundesliga-Schlusslicht 1. FC Köln bereits mit einem Bein in der Zweiten Liga.


    Selbst Trainer Hanspeter Latour - sonst optimistische Triebfeder im Verein - präsentierte sich nach der 18. sieglosen Partie in Folge desillusioniert.


    "Haben den Fans den Karneval versaut"


    "Das war das schlechteste Spiel seit ich für die Mannschaft verantwortlich bin. Ein volles Stadion und man verliert zuhause 0:3 - das tut sehr weh", sagte der Schweizer.


    Er fügte an: "Es stellt sich die Frage, warum einzelne Spieler vor so einer tollen Kulisse regelrecht zusammenbrechen. Wenn man so auftritt, hat man in der Bundesliga keine Chance. Ich habe noch die Hoffnung. Was anderes bleibt uns derzeit nicht."


    Auch Michael Meier war nach der 14. Saisonniederlage fassungslos. "Die Mannschaft hat ein Gesicht gezeigt, was ich nicht erwartet habe. Heute haben wir wie ein Abstiegskandidat gespielt. Wir können uns nur dafür entschuldigen, dass wir den Fans den Karneval versaut haben", so der Manager.


    Doppelschlag entscheidet Partie


    Schon in der ersten Halbzeit waren die Gäste das aktivere Team und hatten zahlreiche Chancen. Nach einer kurzen Kölner Drangphase entschied dann ein Doppelschlag durch Dimitar Berbatov (67.) und den Ex-Kölner Andrej Voronin (70.) die Partie.


    "Wir hatten einfach zu wenige Möglichkeiten, um das Spiel zu gewinnen", stellte Latour nachher geknickt fest. "Objektiv muss ich sagen, dass zwischen beiden Mannschaften heute ein großer Unterschied bestand."


    Desolate Abwehrleistung


    Nach dem 0:2 ließen die Kölner jegliches Aufbäumen vermissen und hatten sogar noch Glück, dass es nach dem Kontertor des eingewechselten Jacek Krzynowek (83.) beim 0:3 blieb.


    Vor allem in der Abwehr zeigte der Tabellenletzte erneut eine erschreckende Leistung. Neuzugang Boris Zivkovic war bei allen drei Gegentreffern beteiligt, Hitzkopf Alpay Özcalan leistete sich durch zwei Auseinandersetzungen mit Roque Junior und Paul Freier zudem eine vermeidbare Ampelkarte (77.).


    "Wenn es nicht geht und man will es unbedingt erzwingen, dann verliert der ein oder andere die Nerven. Es gehört aber dazu, dass man sich in so einer Situation zusammenreißen muss", tadelte der Kölner Trainer.

    Bade: "Müssen ums Verrecken einen Sieg schaffen"


    Doch auch angesichts des schwierigen Restprogramms in den letzten elf Spielen will man beim FC nicht aufgeben. "Langsam gehen die Spiele aus, aber ich bin überzeugt, dass wir es noch schaffen können. Wir müssen weiter nach vorne schauen, es kann nicht schlimmer kommen", sagte Ricardo Cabanas.


    Und der erneut restlos enttäuschende Lukas Podolski fügte hinzu: "Wir machen uns noch solange Mut, solange es möglich ist. Sonst könnten wir ja heute schon die Saison beenden und sagen, wir planen für die Zweite Liga."


    Was den Kölnern jetzt noch helfen kann? Torhüter Alexander Bade brachte es auf den Punkt: "Wir müssen einfach ums Verrecken endlich mal einen Sieg schaffen, um noch mal Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herzustellen."


    Völler peilt den Uefa-Cup an


    Auf der Gegenseite herrschte bei Bayer-Trainer Michael Skibbe nach dem zweiten Sieg in Folge hingegen Zufriedenheit. "Wir haben über 90 Minuten unsere fußballerischen Qualitäten abgerufen", so der 40-Jährige. "Wir waren engagiert und couragiert in den Zweikämpfen und haben schnell nach vorne gespielt."


    Vor allem die Leistung vor dem Wechsel hatte es den Bayer-Verantwortlichen angetan. "Da muss ich ganz lange überlegen, wann wir zuletzt so gut gespielt haben", sagte Sportdirektor Rudi Völler. "Mit der Einstellung, die wir heute an den Tag gelegt haben ist mit uns auf jeden Fall noch zu rechnen was den Uefa-Cup angeht."

    Voronin schreibt FC noch nicht ab


    Torschütze Voronin empfand nach seinem Tor besondere Genugtuung. "Das ganze Stadion hat bei jedem Ballkontakt schlimme Worte gerufen. Ich wollte unbedingt ein Tor machen und dass es geklappt hat, darüber bin ich sehr froh."


    Trotz des Seitenhiebs wollte der Ukrainer seine Ex-Kollegen im Abstiegskampf aber noch nicht abschreiben: "Ich hoffe, wir haben Köln nicht in die Zweite Liga geschossen. Mit so einem Stadion und solchen Fans gehört der FC absolut in die Bundesliga."


    Florian Bogner / Matthias Gante


    quelle: sport1