Finanzaffäre um Calmund und Graul
Der ehemalige Bundesliga-Manager Reiner Calmund steht im Mittelpunkt einer Finanz-Affäre. Wie der Spiegel in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe meldet, wurde Calmund 2004 wegen einer dubiosen Zahlung über 580.000 Euro von seinem Job entbunden. Das Geld sei an Spielerberater Volker Graul gegangen, der ebenfalls entlassen wurde.
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Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt im übrigen in diesem Fall nicht gegen Calmund, wohl aber gegen mehrere andere Personen wegen des Verdachts des Betrugs und der Untreue.
Nach der Meldung des Spiegel hatte Calmund und ein Bayer-Mitarbeiter zwischen dem 3. und 17. Juni 2003 drei Schecks über 50.000, 150.000 sowie 380.000 Euro ausgestellt und bei der Sparkasse Leverkusen eingelöst, bestätigte Bayer in einer offiziellen Pressemitteilung am Samstagnachmittag. Das Bargeld habe Calmund anschließend dem Gütersloher Vermittler Graul ausgehändigt, der erst zehn Monate später, am 22. April 2004, bei Bayer 04 eine Rechnung über diese Summe für die "Vermittlung einer Kaufoption" an die beiden U21-Nationalspieler Delebasic (Partizan Belgrad) und Srna (Hajduk Split) eingereichte.
Bayer teilte weiter mit: "Die tatsächlichen Hintergründe des Vorgangs konnten für Bayer nicht schlüssig aufgeklärt werden. Die Überprüfungen führten letztendlich zur unverzüglichen Trennung von Reiner Calmund durch den Gesellschafterausschuss von Bayer 04 Leverkusen. Zur Vermeidung einer öffentlichen Auseinandersetzung wurde die im Bayer-Konzern übliche Abfindungsregelung angewandt."
Calmund: "Zahlungen wurden ordnungsgemäß quittiert"
Reiner Calmund, der vor zwei Jahren gesundheitliche Gründe für seinen Rücktritt angegeben hatte, fiel in seinem Urlaubsdomizil in Naples (US-Bundesstaat Florida) ob dieser Aussagen aus allen Wolken: "Das tut weh, wenn auch nicht mehr so, wie vor eineinhalb Jahren, als mir vorgeworfen wurde, ich hätte bei den Transfers von Vranjes und Babic abkassiert. Nach hundert Nadelstichen steckt man das besser weg. Ich habe diese Sache meinem Anwalt übergeben. Wir werden uns dazu äußern. Zum jetzigen Zeitpunkt", so Calmund weiter", kann ich nur sagen, dass die Zahlungen ordnungsgemäß quittiert wurden. Wäre es zum Kauf der Spieler (Delebasic und Srna, d.Red.) gekommen, wären sie in die Zahlungen eingegangen. Da die Spieler nicht zu Bayer wechselten, folgte die Rechnung von Volker Graul. Die unterschiedlichen Auffassungen über die Versteuerung beschäftigten dann die Steuerberater von Graul und Bayer 04 Leverkusen."
Calmund weist außerdem von sich, wegen dieses Falles fristlos gekündigt worden zu sein. "Dies ist mir nicht bewusst. Aber wer kann sich vorstellen, dass mir eine Abfindung und eine Rente gezahlt wird, wenn ich ein krummes Ding gedreht hätte?"
Calmund vermutet, dass die neuerlichen Vorwürfe im Zusammenhang stehen mit seinem Prozess vor dem Landgericht Köln wegen Einbehaltung von 144.00 Euro Ruhegeld durch Bayer 04. Diese Einbehaltung hatte das Landgericht am 19. Januar für rechtens erklärt. Mitte Februar legte Calmund gegen dieses Urteil Berufung ein.
Volker Graul war am Samstagnachmittag trotz mehrmaliger Versuche nicht zu erreichen.
kicker.de