Die Bayer-Lüge

  • Die Bayer-Lüge


    Von THOMAS GASSMANN und ALEXANDER HAUBRICHS


    Leverkusen – Die Bayer-Lüge: Anderthalb Jahre lang gaukelte man der Öffentlichkeit vor, der Abschied von Manager Reiner Calmund sei aus gesundheitlichen Gründen erfolgt. Plötzlich soll alles anders sein.


    Laut Spiegel soll Calmund 580.000 € abgehoben und für Kaufoptionen an den Spielervermittler Volker Graul übergeben haben. Weil sich dafür keine Belege finden ließen, soll sich Bayer vom Manager getrennt haben (Sonntag-EXPRESS berichtete).


    Keine 30 Minuten nach der Vorveröffentlichung bestätigte der Klub in einer Pressemitteilung den Bericht, zweifelte darin die rechtmäßige Verwendung der Gelder an und gestand, dass die Überprüfungen letztendlich „zur unverzüglichen Trennung von Reiner Calmund durch den Gesellschafterausschuss von Bayer 04 Leverkusen“ geführt hätten.


    Calmunds Darstellung ist eine andere: „Man möchte mich demontieren. Es stimmt nicht, dass ich deshalb zurückgetreten bin. Das hatte gesundheitliche Gründe. Überhaupt frage ich mich: Was soll diese Presse-Information?“


    Er will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen und schaltete seinen Anwalt Dr. Stefan Seitz ein. Das Ganze könnte nun zu einer juristischen Schlammschlacht werden.


    „Nach 27 Jahren erfolgreicher Tätigkeit für den Verein wird Herr Calmund auch heute nicht zulassen, dass seine Leistungen durch falsche Behauptungen und falsche Verknüpfungen von Tatsachen in Frage gestellt werden“, hieß es in einem Fax aus dessen Anwaltskanzlei.


    Die bestätigte auch Calmunds Ankündigung aus dem Sonntag-EXPRESS, gegen seinen Klub im Prozeß wegen ausstehender Ruhegehälter in Berufung zu gehen.


    Derweil wird die Bargeld-Affäre dubioser. Klaus Pollmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Bielefeld, weiß nichts von Ermittlungen gegen Graul noch gegen Calmund.


    Allerdings ermittelt die Kripo Bielefeld sehr wohl gegen beide wegen Betrugs und Untreue, wie Oliver Naber, Dienstgruppenleiter der Bielefelder Leiststelle, der Tageszeitung Neue Westfälische bestätigte.


    Der Gütersloher Graul sagt im EXPRESS-Interview: „Ich bin perplex. Alle Gelder, die mir Calmund übergab, habe ich quittiert und nach Abschluss des Geschäfts eine Rechnung ausgestellt.“


    Schon am Tage seines Rückzugs wurden in Leverkusen böse Gerüchte über den XXL-Manager laut (EXPRESS berichtete). Jetzt kochen sie wieder hoch.


    Dabei sagt Calmund: „Ich habe immer zum Wohle des Klubs gehandelt und es ist nichts in meine Taschen gewandert.”



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