Reiner Calmund wehrt sich
Offensichtlich hat Bayer Leverkusen der Öffentlichkeit mehr als eineinhalb Jahre lang verschwiegen, warum der frühere Geschäftsführer Reiner Calmund (57) im Juni 2004 so plötzlich von seinem Amt zurück trat.
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Am Samstag teilte Bayer ungewohnt offen mit, eine Zahlung Calmunds an den Spielervermittler Volker Graul habe letztendlich zur "unverzüglichen Trennung" geführt.
"Spiegel online" hatte am gleichen Tag über dieses Geschäft berichtet, wegen der Zahlung von insgesamt 580 000 Euro ermittele nun die Staatsanwalt Bielefeld. Gegen wen, ist unklar. Weder Calmund noch Graul sind bislang von Ermittlungen betroffen. Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser erklärte: "Ich bin der festen Überzeugung, dass Calli damals aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist. Der beschriebene Vorgang mag dazu beigetragen haben, war aber nicht ausschlaggebend für die Vertragsauflösung. Sicher ist, dass Calmund sich nicht bereichert hat. Das Geld landete bei Graul."
Calmund ließ am Sonntag eine Pressemitteilung seines Kölner Anwaltes Stefan Seitz veröffentlichen, in der es hieß: "Insbesondere trifft es nicht zu, dass das Anstellungsverhältnis (...) aus diesem Grunde aufgelöst wurde." Graul bekam von Calmund 2003 den Auftrag, Optionen auf insgesamt fünf Spieler zu sichern, weil Bayer Gefahr lief, unter anderem Lucio zu verlieren. Graul: "Dass es dann nicht zum Transfer kam, ist nicht meine Schuld." Er stellte eine Rechnung über die Summe aus, die ihm zuzüglich Mehrwertsteuer erstattet wurde. Ein fettes Minusgeschäft für Bayer in diesem Falle. Bayer sah sich auf dem Standpunkt, bezahlt haben zu müssen, ohne dass eine Gegenleistung erbracht wurde. Angelastet wurde dies dem Geschäftsführer. Obwohl Calmund bei vielen Geschäften für den Verein vorher und nachher ein Plus erwirtschaftet hatte. Von Seiten des Unternehmens reagierte auf Anfrage niemand. Meinolf Sprink, der Sport-Beauftragte der Bayer AG, beantwortete am Sonntag keine Anrufe. Reiner Calmund will sich zur Wehr setzen, vor allen Dingen dagegen, dass er in die Nähe dubioser Geschäfte gebracht wurde und heute mit seinem Anwalt Schritte zur Klärung einleiten.