Nowotny träumt und hält den Ball ganz flach
Die Zufriedenheit über das Remis gegen Werder Bremen hielt sich deutlich in Grenzen. Zu nah war man am Sieg, zu deutlich gestaltete sich nach den "hektischen" (Trainer Michael Skibbe) 90 Minuten das Chancenplus der Leverkusener.
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Doch für Abwehrchef Jens Nowotny (diesmal wieder Mittelmann einer Dreierkette) wurde auch umgekehrt ein Schuh daraus: "Wir haben gegen Werder Bremen nur zwei Chancen zugelassen, in der zweiten Halbzeit gar keine mehr. Das schaffen nicht viele Teams."
Die Statistik gibt ihm Recht: Satte 211 (!) Torchancen standen für Werder vor dem Gastspiel in Leverkusen bislang insgesamt in dieser Spielzeit zu Buche, neun im Schnitt pro Spiel. "Diesen Schnitt haben wir nicht zugelassen", freute sich Nowotny, der seiner Elf "kompaktes Defensivspiel" attestierte, Michael Skibbe lobte die "gewachsene Homogenität" einer Mannschaft, die sich in der Rückrunde bisher ungewohnt gefestigt präsentiert - für den Trainer auch das Verdienst Nowotnys: "Er wirkt stabilisierend, strahlt die nötige Ruhe aus, steht gut." Kurzum: "Er ist sehr wichtig für unser Abwehrspiel."
Dass dies so bleibt, ist des Ex-Kapitäns dringendstes Anliegen für den Rest der Spiele. Deshalb möchte er liebend gern eine Diskussion unterdrücken, die er per DSF-Interview selbst mit anzettelte. Wenngleich er nicht mehr sagte, als jedem Fußballer zusteht: An einer WM im eigenen Land mag eben jeder aktive Profi teilnehmen. Während Michael Skibbe anführt, darüber müsse sich der Bundestrainer den Kopf zerbrechen, hält Nowotny den Ball flach: "Für den Moment gibt es nur die Konzentration auf Bayer. Wir haben Ziele, die wollen wir erreichen." Den UI-Cup mindestens, im Idealfall den UEFA-Pokal. Nowotny: "Es läuft jetzt einigermaßen, darauf müssen wir aufbauen. Was die andere Sache angeht: Die kann ich ohnehin nicht beeinflussen. Deshalb gibt es auch ganz deutlich keine Forderungen meinerseits."
Der Traum, das weiß Jens Nowotny, kann sich nur dann erfüllen, wenn er weiterhin konstant auf gutem Niveau spielt. Sein Vorteil: Anders als Christian Wörns gilt er als Abwehrspieler, der Impulse nach vorne setzen kann, die Spieleröffnung ist ihm nicht fremd. Nowotnys erstes Ziel nach drei Kreuzbandrissen seit Mai 2002 kann es nur sein, konstant gute Leistungen in der Liga zu bringen. Denn auch über die Weltmeisterschaft hinaus wird Fußball gespielt. Und da stellt sich die Frage, wo er dies in der kommenden Saison tun wird. Nowotny, vor Wochen nach Beilegung aller gerichtlichen Streitereien mit Bayer wieder in Ehren in den Kader aufgenommen, kann den Klub im Sommer ablösefrei verlassen. Die aktuelle Leistung vorausgesetzt, wird es für den 32-jährigen Routinier Interessenten aus der Liga geben.