Es wird eng für Calmund

  • Chefermittler Wallmeier unterstellt Leverkusens Ex-Manager zweckwidrige Verwendung von 580 000 Euro - Untersuchungen auch gegen Spielerberater Graul


    von Jens Bierschwale und Björn Lindert


    Auf einmal wählt Reiner Calmund einen neuen Stil: Der für gewöhnlich redselige Ex-Fußball-Manager von Bayer Leverkusen plaudert nicht sofort los. "Ich will jetzt keine Wasserstandsmeldungen abgeben, weil ich keine Salamitaktik verfolgen will."


    Die Angelegenheit ist kompliziert. Mit seiner üblichen Spontaneität fürchtet Calmund offenbar, den Schaden nur noch zu vergrößern: Also arbeiten gerade gleich mehrere Advokaten an einer unschädlichen Darstellung Calmunds im Zuge der gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Er trage jetzt alle Papiere und Informationen zusammen, formuliert es das frühere Branchen-Schwergewicht, Donnerstag werde er sich in einer Pressekonferenz erklären.


    Das verspricht ein Schauspiel zu werden, denn gerade verschärft sich die Lage täglich. Gespannt verfolgt die Fachwelt, wie das Geschäftsgebaren beim Bundesligaklub Leverkusen unfreiwillig Stück für Stück öffentlich wird: Die Beteiligten am dubiosen spurlosen Verschwinden von über einer halben Million Euro beschuldigen sich inzwischen gegenseitig, die Kriminalpolizei müht sich, der Wahrheit auf die Schliche zu kommen. Calmund und der schlecht beleumundete Spielerberater Volker Graul stehen im Verdacht, mit Vereinsgeldern Schindluder getrieben zu haben - was das Kommissariat Wirtschaftskriminalität der Bielefelder Polizei auf den Plan rief. "Grund für die Ermittlungen gegen Reiner Calmund ist die zweckwidrige Verwendung von Geldern von Bayer Leverkusen Fußball-GmbH", sagte Chefermittler Karl-Heinz Wallmeier der WELT. Demnach sei der Betrag von 580 000 Euro nicht wie von Calmund dargestellt verwendet worden. "Es hat sich nach unseren Ermittlungen anders dargestellt. Die Spieler sind nach Donezk und Mallorca gegangen, teilweise war das zu dem Zeitpunkt schon erledigt, so daß diese Geschichte der falsche Grund für die Entnahme der Gelder ist", so Wallmeier weiter.


    Im Juni 2003 soll Calmund 580 000 Euro per Barschecks von den Vereinskonten abgehoben und den Betrag an den Spielerberater Graul weitergereicht haben, der damit zwei Kaufoptionen an den beiden U 21-Nationalspielern Andrija Delibasic (Partizan Belgrad) und Darijo Srna (Hajduk Split) sicherte. Gebrauch machte Bayer Leverkusen indes nie von dem Vorkaufsrecht, so daß das Geld offenbar irgendwo "in Kroatien oder Serbien versickerte", wie Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser vermutet. Der Bayer-Gesellschafterausschuß entließ Calmund daraufhin im Juni 2004, als der seltsame Deal aufgeflogen war.


    Allerdings bestreiten die Geschäftspartner Graul und Calmund, daß ihr Handel anrüchig gewesen sei. "Ich bin total perplex. Ich habe alle Gelder, die ich erhalten habe, quittiert. Alles wurde in Rechnung gestellt. Ich weiß nicht, was da jetzt hochkocht", sagte Graul dem "Kölner Express". Auch Holzhäuser habe von dem Geschäft gewußt. "Er war doch bei einem Gespräch zwischen meinem Steueranwalt und den Steuerleuten von Bayer mit anwesend", so Graul. Zuvor hatte Holzhäuser, der damals gleichberechtigt neben Calmund als Geschäftsführer agierte, eine Mitwisserschaft vehement abgestritten.


    Nach WELT-Informationen prüfen die Ermittler sogar, ob das Geld möglicherweise völlig ungeahnte Verwendung fand. Daß der Betrag just in jenem Moment ausgehändigt wurde, in dem Bayer sportlich in Not geraten war und erst am letzten Spieltag der Saison 2002/03 den drohenden Abstieg verhindern konnte, ist offenbar auch Gegenstand der Untersuchungen. Chefermittler Wallmeier wollte das gestern allerdings weder bestätigen noch dementieren. Noch seien Calmund und Graul nicht vernommen wurden, sagte er. Wenn das bis zum Ende der Woche geschehen sei, wolle man den Fall der Staatsanwaltschaft Köln übergeben.


    welt.de

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann

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