Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund
Reiner Calmund scheint trotz "Ehrenkodex" alle Namen und Fakten der Bargeld-Affäre preis zu geben. Der langjährige Manager von Bayer Leverkusen erklärte am Freitagvormittag in einem Businessklub in Köln im Beisein seines Anwaltes Stefan Seitz vor rund 50 Medienvertretern, dass er die Namen aller Beteiligten im Zusammenhang mit der Bargeldzahlung von 580.000 Euro an Spielerberater Volker Graul im Sommer 2003 für fünf Optionsvereinbarungen nennen werde, wenn es die ermittelnden Behörden verlangen.
"Werde es wie Kohl machen"
"Ich werde es nicht wie seinerzeit Helmut Kohl machen. Wir werden die Namen der Staatsanwaltschaft bekannt geben", sagte Calmund. Die Gespräche mit der Kölner Behörde sollen demnächst beginnen. "Es findet ein reger Austausch statt. Was dann passiert, können wir jetzt nicht sagen", erklärte der Kölner Arbeitsrechtler Seitz. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld, die zunächst ermittelte, hatte ihre Ergebnisse an die Kollegen aus der Domstadt weitergeleitet.
Darüber hinaus griff Calmund einem neuen Artikel des Nachrichten-Magazin Spiegel vor, der unter anderem in der am kommenden Montag erscheinenden Ausgabe berichtet, dass noch weitere 350.000 Euro an Volker Graul geflossen seien. Dabei hat es sich laut Calmund und Seitz um einen so genannten Steuerausgleich gehandelt, den der Ex-Manager schließlich aus eigener Tasche bezahlt habe.
Im Zentrum der gut 120-minütigen Pressekonferenz, die ursprünglich auf "45 Minuten plus Nachspielzeit" (Seitz) angesetzt war, legte Calmund zunächst haarklein dar, wie das Geschäft mit dem ehemaligen Bielefelder Bundesliga-Stürmer Volker Graul abgelaufen sei - und welche Praktiken im Fußball üblich seien.
Graul vermittelte Kaufoptionen
Demnach vermittelte Graul dem Bayer-Manager Optionen, die einen Kauf von neuen Spielern ermöglichen. Das bedeutet, Bayer kann unter anderem mit einem bestimmten Spieler Verhandlungen führen, ob es dann tatsächlich zu einem Transfer kommt, hängt von der Einwilligung des Interessenten (Bayer Leverkusen), des Spielers und - für den Fall, der Spieler ist noch in einem längerfristigen Vertragsverhältnis - vom abgebenden Verein ab.
Für die fünf Optionsvereinbarung bezahlte Calmund 580.000 Euro bar an Graul, auch wenn es in keinem der Fälle im Sommer zu einem Abschluss gekommen war. Als Bonus hat Graul drei weitere Optionen besorgt, für die er laut Calmund nur im Falle eines Transfer-Abschlusses "noch 100.000 Euro" dazu bekommen hätte.
Bei der Transaktion sei alles ordnungsgemäß verlaufen, obwohl es keine vertragliche Vereinbarung dafür gab. "Handschlagvereinbarungen sind in unserem Geschäft üblich", sagte Calmund, betonte aber, dass die damalige Geschäftsführung des Klubs darüber informiert war. Auch ein Protokoll habe es gegeben. "Das ist nicht mehr da", sagte Calmund, fügte aber an, dass man alle Beteiligten noch dazu befragen könne: "Die Präsidenten, Manager und Spieler leben noch."
Einen Steuerausgleich für den Graul-Deal in Höhe von 350.000 Euro legte Calmund auch dar: "Über die Höhe des Ausgleichs haben Steueranwälte beider Seiten verhandelt. Und auch Herr Holzhäuser hat mit am Tisch gesessen." Die Transaktion mit Graul wollten die Bayer-Verantwortlichen laut Calmund "nicht in den Büchern haben".
Calmund bezahlte aus eigener Tasche
Letztendlich hat Reiner Calmund diesen Ausgleich aus eigener Tasche bezahlen müssen. "Der ist mit meiner Abfindung und meinem letzten Jahresgehalt verrechnet worden", sagte der 57-Jährige. "Wenn ich den Vertrag mit RTL nicht gehabt hätte, hätte ich kein Licht und Wasser gehabt, und die Mäuse hätten im Kühlschrank Klimmzüge gemacht."
Calmund hörte am 8. Juni 2004 bei Bayer auf, weil er platt gewesen sei und nicht mehr die volle Rückendeckung von Bayer Leverkusen gehabt habe. Auf diese Feststellung legte er wert. Und er wehrte sich mit zitternder Stimme auch gegen den Vorwurf der Untreue: "Ich war 27 Jahre da, zwei Ehen im Arsch - der Verein war mein Leben." Gegen die Vorwürfe behält sich Calmund im Übrigen "rechtliche Schritte" vor. (sid)
Quelle: http://www.internetcologne.de