Regionalligaprofi will seinen Ex-Berater anzeigen
Die Kriminalpolizei Bielefeld war auf den plötzlichen medialen Ansturm nicht eingerichtet. Der Pressesprecher sei sonntags nicht anwesend, Auskünfte würden nicht erteilt, hieß es freundlich aus der Leitstelle. Der Mann hat Glück gehabt, heute wird vermutlich kaum noch jemand etwas von ihm wissen wollen. Es gibt nämlich keinen Bundesligaskandal mehr in Bielefeld. Gegen den Profi Ansgar Brinkmann (36), der 2003 den Abstieg manipuliert haben soll, wird jedenfalls gar nicht ermittelt. Das teilte sein Anwalt Mario Ermisch (47) der WELT mit.
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" kommt zwar heute mit einer entsprechenden Geschichte auf den Markt, doch werden die Indizien auf die falsche Annahme gestützt, daß die Kripo Bielefeld "bereits seit Anfang des Jahres... wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue" ermittele.
Tatsächlich habe es zwar eine anonyme Anzeige gegen Brinkmann gegeben. "Aber Herr Wallmeier hat selbst mit Ansgar Brinkmann gesprochen. Nach ein, zwei Tagen war der Fall erledigt", sagt Ermisch.
Besagter Bielefelder Kriminalhaupt-Kommissar Karl-Heinz Wallmeier ermittelt derzeit im Fall Calmund/Graul, wo die 580 000 Euro abgeblieben sind, die Bayer Leverkusen im Juni 2003 an den Spielerberater Volker Graul gezahlt hatte. Da der Zweck der von Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund getätigten Zahlung von Bayer "nicht schlüssig aufgeklärt werden konnte" (Geschäftsführer Holzhäuser), trennte man sich 2004 von Calmund - was erst dieser Tage herauskam.
Was hat das mit Brinkmann zu tun? Anonym hatte jemand der Bielefelder Polizei einen Wink gegeben, Leverkusen (also Calmund) hätte Ende 2003 angeblich Bestechungsgeld gezahlt, um nicht abzusteigen. Am 4. Mai 2003 spielte Bayer gegen Bielefeld, siegte mit 3:1. Auch, weil Brinkmann sich eine seltsame Gelb-Rote Karte (Trikotzupfer) einhandelte.
Brinkmann ist ein Bekannter Grauls aus gemeinsamen Zeiten in Gütersloh. Auch fuhr Brinkmann mit einem Auto von Gebrauchtwagenhändler Graul durch die Lande, um für den Multi-Unternehmer Spieler anzuwerben - denn Graul ist auch Vermittler.
So ließe sich ein Geldfluß konstruieren, zumal Brinkmann der ideale Gehilfe für den Betrug zu sein schien. Schwieriger Charakter mit diversen Vorstrafen nicht nur vor dem Sportgericht, gesperrte Konten, finanzielle Probleme. Laut "Spiegel" drückten ihn im Februar 2003 etwa 525 000 Euro Schulden. Ein klarer Fall also?
Brinkmann dementiert, und sein Anwalt Ermisch stellt die Sache anders dar. Es handele sich um einen Racheakt von Brinkmanns ehemaligem Berater Werner Helleckes, der die Anzeige erstattet habe. Auf WELT-Nachfrage sagte er: "Ja, der war das." Brinkmann werde Strafanzeige stellen. Er und Helleckes hatten sich entzweit, da der Profi gegen den Ex-Berater ausgesagt hatte, weshalb dieser kürzlich vor dem Kölner Oberlandesgericht einen Prozeß verloren hatte.
Dabei war es um die angebliche Abtretung von Persönlichkeitsrechten des Spielers an Helleckes Firma und eine Forderung über 50 000 Euro an Arminia Bielefeld gegangen. Durch Brinkmanns Aussage wurden die gegenstandslos. Am 6. März, so Ermisch, habe Helleckes ihm und Brinkmann "eine böse Mail geschrieben" und sich ironisch "für die Aussage bedankt". Am 7. März erschien in der "Sport-Bild" erstmals ein Artikel, der Brinkmann mit der Manipulation in Verbindung brachte. Helleckes wurde darin zitiert.