VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 12.03.06, 20:08h
Neue Gerüchte in der Bargeld-Affäre um Leverkusens Ex-Manager Calmund.
Bielefeld / Köln - Wolfgang Holzhäuser mied am Samstag den Kontakt zu Journalisten, Rudi Völler brach ein TV-Interview ab, als die Frage zu den neusten Entwicklungen in der „Bargeld-Affäre“ um Reiner Calmund kam. Die Bayer-04-Führung schweigt sich zum Thema mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Köln aus. Am Samstag erhielt die Sache neue Brisanz. Der „Spiegel“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über eine vermeintliche Spielmanipulation zugunsten von Bayer 04 Leverkusen im Fast-Abstiegs-Jahr 2003. Der damalige Bielefelder Profi Ansgar Brinkmann soll bei der Partie in Leverkusen (3:1 für Bayer 04) nach Darstellung des Blattes beim Stand von 1:1 seine Gelb-Rote Karte in der 63. Minute provoziert haben. Das Blatt schreibt, auf die Frage nach seiner schlechten Leistung in jenem Spiel habe Brinkmann einem Bekannten geantwortet, das sei schon in Ordnung, er sei dafür gut bezahlt worden. Brinkmann hatte in der ersten Halbzeit per Foulelfmeter die Bielefelder Führung erzielt.
Der „Spiegel“ berichtet von Ermittlungen der Kriminalpolizei Bielefeld, die dem Verdacht nachgehe, dass es einen Zusammenhang mit jener Bargeldabhebung von 580 000 Euro im Juni 2003 gebe, die vom Leverkusener Vereinskonto bar an den Spielerberater Volker Graul flossen. Außerdem heißt es im Spiegel-Bericht, Brinkmann habe seinerzeit große finanzielle Probleme gehabt. So hätten ihm auf Grund diverser Verpflichtungen gegenüber Gläubigern von seinem Gehalt nur noch 1500 Euro monatlich zur Verfügung gestanden.
Im Gegensatz zur Spiegel-Darstellung hat es nach Informationen der „Westfälischen Nachrichten“ keine Ermittlungen, sondern nur eine anonyme Anzeige gegen Brinkmann gegeben. Erste Untersuchungen hätten aber keine konkreten Hinweise ergeben. Der 36 Jahre alte Brinkmann, heute bei Preußen Münster, weist die Vorwürfe zurück: „Ich habe damit nichts zu tun.“ Bielefelds Torwart Matthias Hain (33), auch im fraglichen Spiel 2003 schon im Kasten der Westfalen, sagte: „Ich will meine Hand nicht für ihn ins Feuer legen, aber mit solchen Vorwürfen sollte man vorsichtig sein. Wenn er hätte manipulieren wollen, hätte es dazu bessere Gelegenheiten gegeben.“ Vor allem Brinkmanns verwandelter Elfmeter scheint kaum zur Manipulationstheorie zu passen. Calmunds Anwalt Stefan Seitz (Köln) bezeichnete die Vorwürfe als absurd: „Jeder, der sich die Bilder des Spiels anschaut, greift sich angesichts solcher Vorwürfe an den Kopf.“
Bielefelds Keeper Hain hatte damals selbst Absprache-Vorwürfe gegen Bayer 04 und den als Absteiger feststehenden 1. FC Nürnberg erhoben. Hintergrund waren die seinerzeit hochintensiven Geschäftsbeziehungen zwischen dem „Club“ und Leverkusen. Der Kölner „Express“ berichtet in seiner Montagsausgabe, Teile der besagten 580 000 Euro seien zur Bezahlung von durch Graul besorgten Optionen für die Nürnberger Spieler Jacek Krzynowek (kam 2004 nach Leverkusen) und David Jarolim (heute HSV) verwendet worden. Leverkusen habe diese nicht in den Büchern haben wollen, um Manipulationsgerüchte um das entscheidende Abstiegsduell in der Saison 2003 zu vermeiden.