Ansgar Brinkmann setzt sich zur Wehr

  • VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 13.03.06, 21:40h


    Staatsanwaltschaft: Anzeige gegen Calmund kam von einem „Spiegel“-Reporter.


    Köln - In der Bargeld- und Optionen-Affäre um Reiner Calmund und einen damit verbundenen Manipulationsverdacht will sich der ehemalige Bielefelder Fußball-Profi Ansgar Brinkmann zur Wehr setzen. Sein Anwalt Mario Ermisch kündigte rechtliche Schritte gegen „Sport-Bild“ und das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ an. Beide Blätter hatten Mutmaßungen angestellt, der heute bei Preußen Münster engagierte Brinkmann habe im Spiel zwischen Bayer 04 Leverkusen und Arminia Bielefeld am 4. Mai 2003 seinen Platzverweis provoziert, um seiner Mannschaft vorsätzlich zu schaden. Leverkusen gewann die Partie, in der Brinkmann einen Elfmeter zum 1:0-Zwischenstand verwandelte, mit 3:1 und sicherte sich drei wichtige Punkte gegen den Abstieg. Als Motiv wurden jeweils Brinkmanns Geldsorgen genannt. Der Spieler hatte zu Spielervermittler Volker Graul (Borgholzhausen) Geschäftsbeziehungen. Graul wiederum hatte von Calmund im Juni 2003 jene 580 000 Euro in bar erhalten, um deren Verwendung sich die Affäre dreht. Die Blätter hatten den Verdacht geäußert, das Geld sei nicht, wie von Calmund behauptet (und von der Kripo bestritten), in Spieler-Optionen nach Südosteuropa geflossen. Stattdessen sei es für die Manipulation des besagten Spiels verwendet worden. „Die Kripo hat sich das Video ein paar Mal angeschaut und festgestellt: Das hat mit Ansgar nichts zu tun“, sagte Ermisch. Der Spieler hat jede Verwicklung bestritten.


    Unterdessen werden immer neue überraschende Wendungen bekannt, die der Affäre Züge eines Kriminalromans verleihen. Wie Brinkmanns Anwalt Ermisch berichtete, stehe eine Anzeige bei der Kripo Bielefeld gegen Brinkmann, Calmund und Graul am Anfang der Ermittlungen. Diese sei am fünften oder sechsten Januar dieses Jahres „durch einen Journalisten“ erfolgt. Günther Feld, Sprecher der jetzt ermittelnden Staatsanwaltschaft Köln, sagte dieser Zeitung, es habe sich dabei um einen „Spiegel“-Reporter gehandelt. „Spiegel“-Sportchef Alfred Weinzierl sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ dazu: „Das ist mir neu. Ich glaube zu wissen, dass der Anfangsverdacht aus einer anonymen Anzeige entstanden ist.“ Karl-Heinz Wallmeier, Chefermittler bei der Kripo Bielefeld, hatte dagegen in der vergangenen Woche geäußert, der Anzeigeerstatter sei bekannt.


    Im Fall von Brinkmann könnten auch persönliche Animositäten eine Rolle gespielt haben. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, stützte sich der Verdacht gegen Brinkmann unter anderem auf eine Aussage des Spielerberaters Werner Helleckes, der früher auch für den heute bei Preußen Münster spielenden Brinkmann tätig war. Helleckes wiederum habe in einer anderen Sache kurz zuvor einen langwierigen Prozess um 50 000 Euro gegen Arminia Bielefeld verloren - hauptsächlich wegen einer Aussage Brinkmanns. Helleckes hatte geltend gemacht, die Persönlichkeitsrechte an dem Spieler zu besitzen. Der Spielervermittler hatte in der Vergangenheit auch mehrfach Streit mit Leverkusens Ex-Manager Calmund gehabt. Unter diesen Voraussetzungen, so die „Süddeutsche“, habe die Kripo in Bielefeld Helleckes in dieser Sache als nicht glaubwürdig betrachtet.


    (KStA)