JETZT SPRECHEN DIE ANWÄLTE
Von ALEXANDER HAUBRICHS
Leverkusen – Reiner Calmund ist enttäuscht, tief enttäuscht. Leverkusens Ex-Manager sieht immer mehr sein Lebenswerk beschädigt. Ihm, der in 27 Jahren aus einem Zweitligisten einen Top-Klub formte, wird unsauberes Finanzgebaren nachgesagt.
Calmund ist fertig – mit seinem Klub. „Das war mein Verein. Aber das ist nicht mehr. Wir kommunizieren nur noch über die Anwälte.“
Zur Erinnerung: 580.000 Euro soll der schwergewichtige Ex-Fußball-Chef gemeinsam mit Spielervermittler Volker Graul veruntreut haben. Am 3. Januar hatte ein Journalist die Bielefelder Kriminalpolizei auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam gemacht.
„Die Ermittlungen fußen auf Informationen des Spiegel“, bestätigt der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, Günther Feld, über den Aktenvermerk der Kripo Bielefeld. „Der Name des Redakteurs ist mir aus früheren Veröffentlichungen wohl bekannt“, sagt Calmund. Die Spiegel-Geschichte löste hektisches Treiben in Leverkusen aus.
Klubchef Wolfgang Holzhäuser verbreitete zeitgleich zur Vorabveröffentlichung eine Presseerklärung, die Spekulationen Tür und Tor öffnete. Dabei hatten noch am Abend vor dem Spiel gegen Bremen im Mannschaftsquartier in Langenfeld mehrere Bayer-Mitarbeiter, darunter Sportchef Rudi Völler, Trainer Michael Skibbe und Pressesprecher Ulrich Dost, darauf gedrängt, sich lieber erst einmal zurückzuhalten.
Inzwischen könnte die Staatsanwaltschaft die Lust an dem Fall verlieren. Nächste Woche soll Reiner Calmund bei Staatsanwalt Norbert Reifferscheidt aussagen. „Dann gehen wir davon aus, dass das Verfahren eingestellt wird“, sagt Calmund-Anwalt Dr. Stefan Seitz.
Die Gräben bei Bayer wird das nicht mehr kitten. Seitz: „Wir gingen davon aus, dass es kein Spiel Bayer gegen Calmund ist, sondern dass man das gemeinsam aufklären sollte. Wenn es sich aber herausstellt, dass hier eine Kampagne gegen Herrn Calmund läuft, dann wäre das sehr, sehr traurig.“
quelle: express