Die Sache wäre so einfach über die Bühne gegangen. Nahtlos quasi. Juan, Bayers brasilianischer Innenverteidiger, gesperrt. Für ihn rückt Roque Junior, sein Landsmann, nach. Der saß, genesen von Entzündungen an beiden Achillessehnen, seit einigen Spielen auf der Bank, brannte auf seinen Einsatz.
Aus dem wieder nichts wird.
Erneut meldete sich die lädierte Sehne an der rechten Ferse, erneut musste Roque Junior das Training abbrechen, erneut droht ihm eine Pause, "wenn es auch nicht so schlimm ist wie beim letzten Mal", so Trainer Michael Skibbe.
Des Weltmeisters Pech ist das Glück des Ahmed Madouni. Der Franko-Algerier war mit Jens Nowotnys Comeback aus dem Team gerutscht, nun hilft ihm das Missgeschick des Kollegen. Der lässt die lädierte Stelle nun intensiv bestrahlen, um die Entzündung zu bekämpfen. Sportlich tragisch für ihn: Dem Rasta-Mann läuft die Zeit weg, bis zur WM ist es nicht lange hin, er sieht seinen Platz im Kader Brasiliens langsam schwinden.
Die Zeit allerdings läuft auch seinem Verein weg. Die Pleite in Bielefeld bedeutete einen herben Rückschlag im Kampf um den fünften Platz, "jetzt kommen wir endgültig in die heiße Phase", sagt Skibbe, der dem Team am Mittwochmorgen in einer ebenso kurzen wie knackigen Ansprache deutlich machte, um was es geht: Um nicht mehr und nicht weniger als das Erreichen des Minimalzieles für diese Spielzeit.
Dabei macht der Blick auf den Spielplan wenig Mut. Sechsmal muss Bayer in den restlichen neun Spielen gegen direkte Konkurrenten um den begehrten Platz ran. Fünf Spiele finden auf des Gegners Platz statt: In Stuttgart, Dortmund, Hamburg, Berlin und Hannover muss man bestehen, lediglich Mönchengladbach erwartet man noch in der BayArena. Angesichts der Tatsache, dass Bayer in dieser Saison in zwölf Auswärtsspielen nur 12 Punkte holte (drei Siege bei den Aufsteigern, drei Remis in Kaiserslautern, Nürnberg und Mönchengladbach) mutet das Unterfangen fast unmöglich an. Doch wie oft wurde betont, die Mannschaft habe unter ihren Möglichkeiten gekämpft und gespielt. Nun hat sie genug Chancen, diese Eindrücke zu verwischen und die Saison noch halbwegs zu retten. Der Anfang muss gegen Mainz gemacht werden.
Frank Lußem