BAYER-AFFÄRE
Völler völlig fertig: Wie lange hält er noch still?
Von THOMAS GASSMANN
Leverkusen – Es ist nicht einfach in diesen Tagen, mit Rudi Völler zu sprechen. Bayers Sportchef stockt die Stimme, wenn er auf die „Bayer-Affäre“ um seinen Freund Reiner Calmund angesprochen wird. Rudi ist deshalb völlig fertig.
„Das ist eine traurige Geschichte“, sagt der Ex-Teamchef und bittet freundlich, aber bestimmt, weitere Fragen zu unterlassen. Die Sache macht ihm zu sehr zu schaffen.
Calmund und Völler – das ist schließlich so etwas wie ein Vater-Sohn-Verhältnis.
Calmund holte Völler im Herbst der Karriere aus Marseille zurück nach Deutschland. Er machte Völler nach dem Karriereende zum Sportdirektor Bayers.
Calmund war maßgeblich daran beteiligt, dass Völler Bundestrainer wurde. Nach dem EM-Desaster in Portugal saß Calmund an der Seite Völlers, als der seinen Rücktritt erklärte. Calmund war es auch, der Völler gegen den Willen von Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser schließlich zu Bayers Sportchef machen wollte.
Nun muss Völler mit ansehen, wie sein Freund und Förderer von seinem Ex-Arbeitgeber alleine gelassen wird.
Niemand von jenen aus der Bayer-Chefetage, die sich jahrelang an der Seite Calmunds sonnten, hat nach den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft den Schulterschluss mit dem XXL-Manager gesucht.
Völler zwingt sich zu schweigen. Aber wie lange hält er noch still? Wie lange schaut er noch zu, wie sein Freund nachhaltig geschädigt wird?
Er steckt in einer Zwickmühle. Völler muss Bayer und Boss Holzhäuser loyal zur Seite stehen. Gleichzeitig fühlt er sich aber auch Calmund innerlich verbunden. Schmeißt er nach der Saison sogar entnervt hin? Dann würde Bayer seinen letzten Sympathieträger verlieren!
Calmund indes („Ich habe weiterhin ein herzliches Verhältnis zum Rudi“) arbeitet weiter an seiner Verteidigung und hat sich mit Dr. Thomas einen Strafverteidiger erster Güte zugelegt.
quelle: express