Leverkusen – Ein Blick ins Fanforum Bayers spricht Bände. Verärgert über die Schlammschlacht mit Ex-Manager Reiner Calmund und den erbärmlichen Leistungen der mit Millionen bezahlten Stars wendet sich der Anhang ab. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser wird als „Holzmichel“ verhöhnt.
Nach der 1:2-Pleite gegen den Abstiegskandidaten Mainz liegt Bayer in Trümmern. Das Team verspielt leichtfertig die bitter nötigen Einnahmen aus dem internationalen Geschäft, während der Fußball-Boss immer mehr in die Affäre um Calmund reingezogen wird.
Die Nerven liegen blank. Der Sportbeauftragte des Bayer-Konzerns, Meinolf Sprink, musste angesichts des dramatischen Stimmungsbildes in der Öffentlichkeit das geplante Mallorca-Wochenende abblasen und Holzhäuser zur Seite springen.
„Es gab bessere Zeiten bei Bayer. Jetzt muss man sehen, was man aus dieser schwierigen Situation machen kann“, sagt Sprink.
Der dramatische Verfall des einstigen Vorzeigeklubs scheint nicht mehr zu stoppen. Jetzt versucht Rudi Völler das Tollhaus in den Griff zu bekommen. Sofort nach dem Schlusspfiff marschierte der Sportchef in die Kabine, schnappte sich seine Versager.
Wutrede! „Ich lasse mir das nicht mehr gefallen. Wer sich nicht wehrt, muss raus. Wir werden jetzt überlegen, von welchem Spieler wir uns trennen werden.“
An Rücktritt denkt der ehemalige Bundestrainer aber nicht. „Jetzt beiße und kratze ich. Ich denke nicht daran auzuhören. Der Klub muss die Kurve kriegen.“
Fraglich allerdings bei diesen Dauergroßbaustellen. Stunden vor dem Anpfiff gegen Mainz verteilten die Bayer-Bosse um Holzhäuser, der heute zum zweiten Mal von der Staatsanwaltschaft gehört wird, hunderte Presseerklärungen und verurteilten darin die angeblich von Reiner Calmund verursachte „Schlammschlacht“.
Und machten damit deutlich, das Fußball in everkusen längst Nebensache ist. Völler: „Ich hätte das nicht am Spieltag gemacht.“ Und Ex-Kapitän Jens Nowotny merkte sarkastisch an: „Als hier über Fußball geredet wurde, lief es. Jetzt ist das wieder anders.“
