Dramatischer Verfall - Bayer nur noch ein Scherbenhaufen

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    Leverkusen: Skibbe-Elf ohne Leidenschaft - 20.03.2006 12:50


    Dramatischer Verfall - Bayer nur noch ein Scherbenhaufen


    Miese Stimmung, miese Leistung, miese Außendarstellung - Bayer Leverkusen im kalten Frühling 2006 präsentiert sich als Scherbenhaufen. Ausgerechnet der einst so kleine, feine Werksklub mutierte zur Skandalnudel, der nun auch keine positiven sportlichen Schlagzeilen mehr zu schreiben vermag.
    Die zwei desaströsen Pleiten gegen Bielefeld und Mainz zeigen deutlich auf: Diese Mannschaft hat sich keinen Schritt entwickelt, Michael Skibbe steht vor dem gleichen Berg an Problemen, an dem Klaus Augenthaler scheiterte. Der mit Nationalspielern und WM-Teilnehmern gespickte Kader gibt in dieser Saison nicht mehr her als Mittelmaß, "wenn wir so spielen", sagt Bernd Schneider, "dann brauchen wir vom UEFA-Cup-Platz nicht zu reden, dann haben wir da nichts zu suchen." Im Gegenteil: "Mit diesen Leistungen müssen wir aufpassen, dass wir nicht noch unten reinrutschen", so Paul Freier.


    Es ist leicht in diesen Wochen, Bayer Leverkusen zu schlagen. Taktische Disziplin und das nötige Maß an Leidenschaft und Einsatzbereitschaft reichen, um diese Truppe vor unlösbare Probleme zu stellen. Und das Schlimme ist: Keiner in Leverkusen scheint einen Lösungsansatz zu haben, im Gegenteil: Michael Skibbe graut es heute schon vor den Spielen in Mainz und Bielefeld in der kommenden Saison. Dass des Trainers Appelle an die Profi-Seele vor der Partie auf taube Ohren stießen, mag man Skibbe gar nicht anlasten. Der Mann kämpft an den Fronten, an denen alle seine Vorgänger zu kämpfen hatten. Ob Augenthaler, ob Toppmöller, ob Vogts. Dramatisch ist lediglich der schleichende Verfall: Ärgerte man sich vor Jahr und Tag über verpasste Meisterschaften und Pokale, so ist es nun der UEFA-Cup-Platz, der in immer weitere Entfernung entschwindet. Was, so fragen sich die Beobachter, wird es im kommenden Jahr sein?


    Immerhin Rudi Völler gibt eine Antwort: "Der Virus muss raus", schimpft der Sportdirektor. "Einigen geht es nach ein paar guten Spielen wieder zu gut. Die wehren sich nicht." Und: "Wir werden es beobachten." Zum Beispiel Szenen wie die am Samstag, als Noveski mit beiden Beinen Freier ansprang. Der sprang auf, als sei nichts geschehen, kein Kollege ging Noveski an. Wo in anderen Mannschaften die Führungsspieler in solchen Szenen deutlich Präsenz zeigen und Zeichen setzen, da geht es in Leverkusen munter weiter. Und beim nächsten Zweikampf wird prompt hochgesprungen, damit man das Bein des Gegners ja nicht mehr abkriegt. Mit dieser Demutshaltung erlangt man keinen Respekt, so gewinnt man keine Spiele. Und deshalb soll nun aussortiert werden. Völler: "Natürlich gibt es bestehende Verträge. Aber wenn es so weiter geht, dann werden wir reden müssen." Wenn man sich dann noch zum Handeln entschließt…