Von den Gebrüdern Haubrichs
Holzhäusers Rolle in der Bayer-Affäre
Leverkusen – Die Bargeld-Affäre um Reiner Calmund. Wohin flossen jene 580.000 €, die der XXL-Manager im Juni 2003 an den Spielervermittler Volker Graul übergeben haben soll?
Die Ermittlungen der Bielefelder Kriminalpolizei, die nun von der Kölner Staatsanwaltschaft weitergeführt werden, stützen sich neben Informationen des Spiegel vor allem auf einen Kronzeugen: den heutigen Fußball-Chef Wolfgang Holzhäuser.
So soll der einstige Finanzchef bei den Vernehmungen Calmund offenbar schwer belastet haben. Der schwergewichtige Rheinländer, gegen den seit zwei Wochen wegen „Untreue in einem besonders schweren Fall“ ermittelt wird, sei die Nummer 1 in der Geschäftsführung gewesen, beschrieb Holzhäuser die Rollenverteilung.
Zur Trennung von Calmund äußerte er sich wenig missverständlich: Neben „klimatischen Problemen“ mit Calmund und den Auseinandersetzungen über den Verbleib der 580.000 € soll es auch Ärger wegen der Abrechnung von privat genutzten Bayer-Kreditkarten gegeben haben. „Das ist so bitter, das kommentieren wir nicht“, sagt Calmund-Anwalt Stefan Seitz. „Die Vorwürfe sind absurd.“
Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Holzhäuser kurz nach der gütlichen Trennung von Calmund „aus gutem Grund“ einen Anwalt auf die Fährte seines Ex-Kollegen setzte. „Das Schlimme: Er hat Bayer-Ehrenmitglied Gerrit Niehaus laut dessen Aussagen in Florida sogar Geld für belastendes Material gegen Calmund geboten“, echauffiert sich Rechtsbeistand Seitz.
Holzhäuser, dessen detaillierte Einlassungen mittlerweile mehr als 30 Seiten umfassen sollen, nahm auch zum Verdacht der Spielmanipulation Stellung – obwohl es überhaupt noch keine offiziellen Ermittlungen gab.
Calmund soll ihm gegenüber Andeutungen über Spielmanipulationen gemacht haben. Auch in einer Runde mit den Gesellschafter-Ausschussmitgliedern Klaus Beck und Meinolf Sprink soll es zu solchen Äußerungen gekommen sein.
Holzhäuser habe das aber als Schutzbehauptung aufgefasst, weil Calmund den Verbleib der 580.000 € nicht aufklären konnte.
Allerdings soll auch der Chef-revisor der Bayer AG, Rainer Meyer, bei der Kripo ausgesagt haben, dass Calmund ihm gegenüber von Spielmanipulationen in der Saison 2002/2003 gesprochen habe.
Schon vor dem Saisonfinale 2003 stand der Vorwurf im Raum, das entscheidende Spiel in Nürnberg sei verschoben. EXPRESS fand in der vergangenen Woche heraus, dass Teile des Geldes offenbar für Optionen auf die Nürnberger Spieler Jacek Krzynowek und David Jarolim verwendet wurde.
Ob daran etwas Ehrenrühriges ist, wurde allerdings nie untersucht. Calmund beteuert jedenfalls seine Unschuld: „Ich habe keinen Dreck am Stecken.“