Köln/Leverkusen - Reiner Calmund, ehemaliger Manager des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen, hat sich gegen neue Verdächtigungen zur Wehr gesetzt. "Die neuesten Vorwürfe hinsichtlich angeblicher Spielmanipulationen oder Kreditkartenunregelmäßigkeiten sind absolut haltlos", teilte Calmunds Rechtsanwalt Stefan Seitz in einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung mit. Weiter hieß es: "Die neuesten Behauptungen stellen offenbar den letzten Versuch dar, Herrn Calmund in Misskredit zu bringen, nachdem abzusehen ist, dass die Untreuevorwürfe nicht aufrechterhalten werden können."
In den Ermittlungen gegen Calmund wegen des Verdachts der Untreue wird die Staatsanwaltschaft Köln den 57-Jährigen "zeitnah" vernehmen. Das sagte Staatsanwalt Günther Feld der dpa am Mittwoch. "In dieser Woche wird Herr Calmund definitiv nicht mehr vernommen." Möglich sei, dass Calmund in der kommenden Woche erstmals "als Beschuldigter" befragt werde, kündigte Feld an.
Dabei wird es um die Frage gehen, wohin im Juni 2003 jene 580 000 Euro geflossen sind, die Calmund nach eigenen Angaben an den Gütersloher Spielervermittler Volker Graul für Vorverkaufsrechte von Spielern übergeben hat. Feld erklärte, dass der jetzige Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser im Zuge der Ermittlungen bereits als Zeuge vernommen worden sei. "Zu Inhalten der Ermittlungsakte, insbesondere zur Vernehmung von Herrn Holzhäuser, wird angesichts des laufenden Verfahrens keine Stellungnahme abgegeben", betonte Seitz.
Auch der Fußball-Bundesligist und die Bayer AG wollen vor dem Ende der Ermittlungen keinerlei Stellung mehr beziehen. "Die Staatsanwaltschaft hat ein schwebendes Verfahren. Wir harren jetzt der Dinge, die da kommen. Von uns wird es keine weiteren Kommentare geben", sagte Meinolf Sprink, Sportbeauftrager der Bayer AG, der dpa.
Verschiedene Medien hatten am Mittwoch berichtet, Calmund sei in bisherigen Zeugen-Vernehmungen belastet worden. So soll Calmund laut "Westfalen-Blatt" gegenüber Bayer-Mitarbeitern Andeutungen gemacht haben, dass es in der Saison 2002/2003 Spielmanipulationen zu Gunsten von Bayer Leverkusen gegeben habe. Bisher aber haben Polizei und Staatsanwalt in dieser Hinsicht keine Ermittlungen durchgeführt. Seitz bekräftigte, "dass sich das Ermittlungsverfahren ausschließlich auf den Untreuevorwurf im Zusammenhang mit der Zahlung der 580 000 Euro an Herrn Graul" beziehe.
Darüber hinaus sah sich Calmund Verdächtigungen ausgesetzt, er habe Bayer-Kreditkarten für private Zwecke eingesetzt. Auch dies solle neben den Auseinandersetzungen über den Verbleib der 580 000 Euro später zur Trennung zwischen Bayer und Calmund beigetragen haben.
Wegen der laufenden Ermittlungen gerät Calmund zudem in seiner Rolle als WM-Botschafter für das Land Nordrhein-Westfalen unter Druck. Zwar gibt es kritische Stimmen, doch konkrete Hinweise auf eine anstehende Aufkündigung der Zusammenarbeit durch die NRW-Landesregierung gibt es bisher nicht. Es gilt die Unschuldvermutung. "Wir haben keine neuen Erkenntnisse", sagte Ludger Harmeier, Sprecher des Innenministeriums, am Mittwoch.
Calmund bestritt im Gespräch mit der dpa vehement, dass er von der Aufwandsentschädigung für seine Tätigkeit als WM-Botschafter in Höhe von 56 000 Euro profitiere. "Davon fließt kein einzigiger Cent in meine Privatkasse. Ich habe schon 100 Auftritte ohne einen einzigen Cent gemacht." Seitz erklärte, dass die Aufwandsentschädigung "für vom Sportdezernat im Vorhinein fest vereinbarte Ausgaben" verwendet würden. Calmund bekomme für seine ehrenamtliche und umfangreiche Aufgabe als WM-Botschafter, die ihm sehr am Herzen liege, kein Honorar: "Dies kann das Sportdezernat im Innenministerium vollumfänglich bestätigen." (dpa)