Leverkusen: Bayer-Affäre: Staatsanwalt schließt nichts aus - 23.03.2006 10:05
Wurden Bayer-Spiele manipuliert?
Nun kam offiziell auf den Tisch, was schon länger als Gerücht rund ums Bayer-Kreuz kursierte: Im Zuge der Bargeld-Affäre um Bayer Leverkusen und seinen früheren Manager Reiner Calmund ging es in Vernehmungen der Staatsanwaltschaft mit Bayer-04-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser auch um mögliche Spielmanipulationen.
Die Ermittler untersuchen, wofür die 580000 Euro Bargeld verwendet wurden, die Calmund im Jahr 2003 an den Spielervermittler Volker Graul zahlte. "Wir ermitteln in alle denkbaren Richtungen", sagt Günther Feld, Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, "es wäre juristisch unsinnig, eine Möglichkeit wie Manipulationen auszuschließen."
Auf die Frage, ob er Spielmanipulationen in Bezug auf Bayer 04 ausschließen könne, sagte Holzhäuser am Mittwoch dem kicker: "Das sind Sachen, die die Staatsanwaltschaft jetzt zu ermitteln hat." Man solle jedoch mit Gerüchten vorsichtig sein, "sonst ist der Schaden schnell groß". Aus Calmunds Umfeld wird darauf verwiesen, die Gerüchte seien von Bayer entfacht worden. Holzhäuser betont, er habe bis zur Vernehmung nie über Manipulationen gesprochen, jedoch keinen Einfluss darauf, welche Auskünfte die Bayer AG gegenüber der Staatsanwaltschaft zur Trennung von Calmund gemacht habe. Bayer spricht offiziell von "einem unklaren Geldfluss".
Der DFB wurde bereits zu Beginn der Affäre informiert, sagt Holzhäuser: "Als sich die Sache verfestigt hat, haben unsere Anwälte die Schriftsätze, die der Staatsanwaltschaft übergeben wurden, beim DFB deponiert. Der DFB war rechtzeitig über das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue unterrichtet." Nach kicker-Informationen geht es bei den Spekulationen um Manipulationen unter anderem um die Spielzeiten 2003 und 2001, als Bayer am letzten Spieltag den Klassenerhalt sicherte, beziehungsweise die Qualifikation zur Champions League. Dies soll auch bei Gesprächen der Bayer AG mit Calmund vor der Trennung thematisiert worden sein. Die Staatsanwaltschaft betont, dass es sich nur um Gerüchte handelt. Erst wenn sich etwas erhärten würde, so Feld, "dann würden wir den Kontakt mit der DFL und dem DFB suchen, um deren Sachverstand einzubeziehen. So weit ist es aber nicht."
Holzhäuser geht davon aus, dass die Gerüchte auf "Schutzbehauptungen bezüglich der 580 000 Euro basieren". Er hoffe, dass Calmund den Ermittlern "beweiskräftige Belege" über den Geldfluss vorlege, "damit die Gerüchte aufhören". Calmund soll nächste Woche von der Staatsanwaltschaft vernommen werden. Sein Anwalt Stefan Seitz hält die Gerüchte für "absolut haltlos. Die Behauptungen stellen den letzten Versuch dar, Herrn Calmund in Misskredit zu bringen, nachdem abzusehen ist, dass wir die Untreuevorwürfe entkräften können". Calmund sagt, das Geld sei zur Beschaffung von Optionen geflossen. Manipulationsvorwürfe seien rufschädigend: "Wenn da was wäre, würde der DFB mich wohl nicht als WM-Botschafter einladen."
Jean-Julien Beer