Die Maßnahmen, die der Trainer ergreifen kann, sind begrenzt; große personelle Konsequenzen wird es in Stuttgart nicht geben.
Es war hübsch lustig gemeint, doch der Witz unter Kollegen ist Michael Skibbe nicht so gut bekommen. Dem Trainer von Bayer 04 Leverkusen fiel nämlich nicht mehr so viel ein, als der Mainzer Coach Jürgen Klopp ihm am vergangenen Samstag sagte: „Wir freuen uns schon auf euch im nächsten Jahr.“ Das ist letztlich natürlich sehr verständlich, Klopps Elf hat ja in dieser Saison gleich zweimal gegen Bayer 04 gewonnen, zuletzt am vergangenen Samstag in der BayArena. Skibbe sagt: „Es ist zurzeit eben so, dass wir uns diese witzig gemeinte Respektlosigkeit bieten lassen müssen.“ Skibbe geht mit dieser Häme gleichwohl korrekt professionell um, er hat längst erkannt, dass seiner Mannschaft „von der Mentalität her“ ein entscheidender Punkt fehlt, der sich vielleicht am besten mit der Vokabel Leidenschaft umschreiben lässt. Die Frage ist nur, wie sein Personal mit dieser Erkenntnis umgeht. Zum Beispiel am Samstag beim VfB Stuttgart.
Skibbe ist nur der letzte Trainer in einer als Leidenschafts-Pädagogen gescheiterten Reihe von Vorgängern. Er sagt: „Diese Art der Niederlagen, diese Spiele - das muss dauerhaft raus.“ Im Sinne des Erfolgs stimmt dieser Ansatz natürlich: Zwei Niederlagen hintereinander - nach komplett wehrlosem Gekicke in Bielefeld und gegen Mainz - sind zu wenig für einen Verein, der als Minimal-Saisonziel das Erreichen eines Uefa-Cup-Platzes angibt. „An so ein Ziel können wir jetzt nicht denken“, glaubt Skibbe; zunächst einmal gehe es darum, „den aktuellen Trend zu widerlegen“.
Skibbe hat nun einen Drei-Punkte-Ansatz entwickelt, um gegen die Lustlosigkeit seines Kaders anzukämpfen. Zunächst hat er die „Aussprache mit dem Kader“ gesucht, das ist bereits geschehen; alle Profis seien einsichtig gewesen. Hinzu kommen Trainingssteuerung und eine gewisse verschärfte Ansprache bei den Übungen, auch dazu ist es in dieser Woche bereits gekommen. Schließlich bleibt Skibbe noch die Möglichkeit des „personellen Wechsels“. Während die Auswirkungen von Punkt eins und zwei schwer nachprüfbar sind, tut sich Skibbe mit Punkt drei schwer: „Es sind nicht so die Veränderungen eines Teams, die etwas bewirken. Vielmehr ist es die Einstellung der Spieler, man muss sie an der Ehre packen.“ Was wiederum konkret bedeutet: Eine wüste Wechselei wird es in Stuttgart gar nicht geben; es ist damit zu rechnen, dass Ahmed Madouni aus der Startelf verbannt wird, weil der Brasilianer Juan seine Sperre abgesessen hat, und dass Fredrik Stenman in eine wieder zu bildende Viererkette rückt, und zwar auf Kosten des Mittelfeldspielers Marko Babic. Innenverteidiger Jens Nowotny hat seine Knieprellung überwunden, er wird am Samstag mitspielen können.