Stillstand unterm Bayer-Kreuz

  • Quelle: http://www.Sport1.de


    München - Nach dem 23. Spieltag war die Welt für Bayer 04 Leverkusen noch in Ordnung.


    Nach der mäßigen Hinrunde kletterte das Team von Trainer Michael Skibbe durch vier Siege aus den ersten sechs Spielen nach der Winterpause vom zwölften auf den sechsten Tabellenrang.


    Uefa-Cup war greifbar nahe


    Der Rückstand auf einen Uefa-Cup-Platz betrug nur noch einen Punkt, das Saisonziel "internationaler Wettbewerb" war wieder in Reichweite.


    Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der Bayer vor der Saison auf Augenhöhe mit Klassenprimus Bayern München gesehen hatte, fühlte sich in seiner Meinung zumindest tendenziell bestätigt.


    "Problem Nowotny" beseitigt


    Mit dem Comeback von Jens Nowotny Mitte Februar schienen auch die Negativmeldungen abseits des Fußballfeldes endgültig beendet.


    Nach monatelangen Streitigkeiten um Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall und unterschiedlichen Ansichten zur Versteuerung eines Millionenhandgelds rauchten Verein und Spieler gemeinsam die Friedenspfeife.


    Nowotny verzichtete auf seine finanziellen Ansprüche und kehrte in die Vierer-Abwehrkette zurück.


    "Leidenschaftslose" Leverkusener


    Doch zuletzt geriet Bayer sportlich wieder auf die schiefe Bahn. Aus den letzten drei Spielen holte die Mannschaft von Trainer Michael Skibbe nur einen Punkt und zeigte insbesondere beim 0:1 in Bielefeld und dem 1:2 gegen Mainz 05 eine desolate Leistung.


    "Wir treten weiter auf der Stelle", resümierte Skibbe nach dem Mainz-Spiel.


    "Es ist schade und enttäuschend, dass der Trend nach den guten Spielen gegen Köln und Bremen durch die letzten zwei leidenschaftslosen Spiele zu Ende gegangen ist", so der Trainer weiter.


    "Potenzial alleine reicht nicht"


    Auch Stürmer Dimitar Berbatov übte Kritik an der Einstellung der Mannschaft.


    "Vom Potenzial her gehören wir zu den ersten drei Teams, davon bin ich überzeugt. Aber Potenzial alleine reicht nicht. Und es fehlt uns der Spieler, der die anderen heiß macht und mitreißt", bemängelt der Torjäger im "kicker".


    Potentielle Kandidaten für diese Aufgabe hätte Bayer reichlich: Berbatov selbst, Jens Nowotny, Carsten Ramelow oder Torhüter Jörg Butt.


    "Mannschaft lässt sich immer wieder hängen"


    Doch die Führungsspieler haben derzeit zu viel mit sich selbst zu tun. Nowotny patzte beim 0:1 in Bielefeld, Butt sah bei Mainz' zweitem Treffer wie ein Anfänger aus und Ramelow gehört bei Skibbe nicht mehr zum ersten Eisen.


    Hoffnungsvollen Talenten wie Tranquillo Barnetta, Clemens Fritz oder Gonzalo Castro fehlt die führende Hand auf dem Platz.


    "Die Mannschaft hat den Hang dazu, sich immer wieder hängen zu lassen. Das ist eine Krankheit und ist kein aktuelles Problem, das geht schon länger so", bemängelt Skibbe.


    Saison mit Höhen und Tiefen


    Auch mit der Tabellensituation ist der Coach mehr als unglücklich. "Wir hinken dem Uefa-Cup deutlich hinterher. Es ist eine Saison mit Höhen und Tiefen. Jetzt sind wir mal wieder Zehnter, das will kein Mensch von uns haben", stellt Skibbe klar.


    Der Auftritt am Samstag im Gottlieb-Daimler-Stadion beim VfB Stuttgart (ab 15 Uhr LIVE/SMS) ist Bayers letzte Chance, noch auf den Europacup-Zug aufzuspringen.


    "Es geht gegen einen direkten Konkurrenten um Platz fünf. Theoretisch ist noch alles möglich. Wir schauen erst mal von Spiel zu Spiel. Wir wollen in Stuttgart zeigen, dass wir es besser können als zuletzt. Es gilt jetzt, das Herz in die Hand zu nehmen", fordert Skibbe.


    Mittelmaß droht


    Doch bei einer weiteren Niederlage droht Leverkusen sportlich im Mittelmaß zu versinken. Sollte die Negativserie anhalten, könnten sogar noch einmal die Abstiegsplätze gefährlich nahe kommen.


    Eine Erfahrung, die Bayer schon in der Saison 2002/03 machen musste, als der damals amtierende Vizemeister erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt sicherte.


    In Stuttgart will Skibbe den "Versagern" der letzten beiden Spiele eine weitere Chance geben: "Manchmal kann es besser sein, die gleiche Mannschaft wieder zu bringen, weil die sich an der Ehre gepackt fühlt."


    Die Bayer-Profis sollten sich reinhängen, sonst gehen sie extrem ungemütlichen Wochen entgegen.


    Denis Huber

    "Wenn du mit Bayer den Titel holst, dann schreibst du Geschichte. Das ist etwas für die Ewigkeit."