Manipulationen nun auch in der Bundesliga?

  • Quelle: http://www.sport1.de


    München - Die ermittelnden Staatsanwaltschaften in Köln und München sorgen für die nächsten dicken Schlagzeilen im deutschen Profifußball. Erstmals gibt es nun offenbar Hinweise auf Manipulationen in der Bundesliga.


    Die Kölner Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, wonach im Mai 2003 drei Bundesliga-Spiele, an denen Bayer Leverkusen beteiligt war, manipuliert worden sein könnten.


    "Hinweise mit Substanz"


    Dies bestätigte Günther Feld, Sprecher der Kölner Oberstaatsanwalt, der "dpa": "Wir haben Hinweise mit Substanz, wir müssen dem nachgehen."


    Bei den drei Partien soll es sich um die Heimspiele der Bayer-Mannschaft gegen Arminia Bielefeld (3:1) und 1860 München (3:0) sowie das Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg (1:0) handeln.


    "Focus"-Bericht sorgt für Aufsehen


    Und im Zuge der Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft gegen mehrere Wettbürobetreiber behauptet das Nachrichtenmagazin "Focus", dass es drei Beschuldigte gebe, die in dem Verdacht des "gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs" stünden.


    Zudem gebe es laut "Focus" den Verdacht, dass die Beschuldigten das Eröffnungsspiel der Münchner Allianz Arena zwischen dem TSV 1860 München und dem 1. FC Nürnberg manipuliert haben, sowie drei Partien der laufenden Bundesliga-Saison.


    Bei den drei Spielen soll es sich um die Begegnungen VfL Wolfsburg gegen den 1. FC Nürnberg (1:1), Werder Bremen gegen Nürnberg (6:2) und Nürnberg gegen Arminia Bielefeld (2:3) handeln.


    Nürnberg reagiert überrascht


    Bundesligist 1. FC Nürnberg, der an allen vier von "Focus" genannten Partien beteiligt war, reagierte am Samstag überrascht auf den Bericht des Nachrichtenmagazins.


    "Uns liegen keinerlei Erkenntnisse vor, dass die Staatsanwaltschaft gegen uns ermittelt - nicht mal ansatzweise. Wir werden am Montag mit unserem Anwalt bei der Staatsanwaltschaft vorstellig werden, um der Sache auf den Grund zu gehen", sagte Club-Sportdirektor Martin Bader.


    Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte bislang lediglich, dass Wettbüros in München und Nürnberg in der vergangenen Woche durchsucht worden sind. Fußballspieler seien von den Maßnahmen aber nicht betroffen gewesen.


    Angeblicher Wettgewinn von einer Million Euro


    Beim Eröffnungsspiel in der Münchner Arena sollen die angeblich Beschuldigten durch Kontakte zu Spielern beider Teams sichergestellt haben, dass 1860 München dieses Spiel gewinnt.


    In dem Bericht heißt es, dass sie auf den 1860-Sieg insgesamt zwischen 300.000 und 400.000 Euro in Teilbeträgen zwischen 300 und 500 Euro gesetzt haben. Ihr Wettgewinn hätte demnach rund eine Million Euro betragen.


    "Haltlose Vorwürfe"


    In vergleichbarer Weise sollen die Beschuldigten dem Bericht zufolge laut Staatsanwaltschaft auch die drei Nürnberger Spiele in der Bundesliga-Hinrunde manipuliert haben.


    Der Sportwetten-Vermittler bestritt in dem Bericht, in den angeblichen Skandal verwickelt zu sein. Sowohl er als auch die Gesellschaft, für die er Wetten vermittelt, sprachen laut des Magazins von "haltlosen Vorwürfen".


    Dem Bericht zufolge sollen bei der Wettgesellschaft alle Wettbewegungen im Zusammenhang mit dem Eröffnungsspiel der Arena überprüft und keinerlei atypisches Wettverhalten festgestellt worden sein.


    580.000 Euro für Optionen auf Transfers?


    Die jüngsten Ermittlungen gegen Bayer Leverkusen tauchten im Zusammenhang mit der Bargeldaffäre um Ex-Manager Reiner Calmund auf.


    Dabei geht es um den Verbleib von 580.000 Euro, die Calmund an einen Spielervermittler für Kaufoptionen auf Spieler weitergegeben haben will. Er soll dazu nächste Woche vernommen werden.


    "Wir haben keine Scheuklapppen auf"


    Feld betont, dass gegen Calmund weiterhin nur wegen des Verdachts der Veruntreuung ermittelt werde. Aber die Ermittlungen laufen laut Feld auch "in alle denkbaren Richtungen".


    "Wir haben bei unseren Ermittlungen keine Scheuklappen auf. Es wäre unsinnig, eine Möglichkeit wie Manipulationen auszuschließen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".


    Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser wollte die neuen Vorwürfe am Samstagnachmittag "nicht kommentieren".


    Calmund weist Vorwürfe zurück


    In einer Pressemitteilung wiesen Calmunds Anwälte zudem die Verdächtigungen in der neuesten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" schon im Vorfeld zurück, wonach Calmund Spielmanipulationen veranlasst haben soll.


    "Herr Calmund hat zu keinem Zeitpunkt Spielmanipulationen veranlasst oder an solchen mitgewirkt. Ihm sind auch keine Spielmanipulationen im Zusammenhang mit Bayer 04 bekannt", hieß es. Zudem seien die Vorwürfe des Magazins "absurd" und "entbehren offensichtlich jeder Tatsachengrundlage".


    Dem Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) liegen derzeit noch keine Erkenntnisse in der Sache vor. "Wir werden die Ermittlungen abwarten", sagte DFB-Sprecher Harald Stenger.

    "Wenn du mit Bayer den Titel holst, dann schreibst du Geschichte. Das ist etwas für die Ewigkeit."