Calmund schwer beschuldigt

  • Quelle: http://www.ksta.de


    VON KARLHEINZ WAGNER, CHRISTIAN OEYNHAUSEN, CHRISTIAN


    Köln - Die derzeit sicherste Methode, in der Finanzaffäre rund um das einst siamesische Konstrukt Reiner Calmund / Bayer Leverkusen den Überblick zu verlieren, ist es, den Fernseher einzuschalten. Denn die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass gleich nach den TV-Nachrichten - „Die Kölner Staatsanwaltschaft bestätigt, es gebe Hinweise mit Substanz, dass in der Saison 2002 / 03 mehrere Spiele, an denen Bayer Leverkusen beteiligt war, manipuliert gewesen sein könnten“ - die zentrale Figur der Geschichte auf irgendeiner Talkshow-Couch sitzt und dort zur Gaudi der begeisterten Zuschauer und Moderatoren seine bewährte „Ich bin's doch - Euer Calli“-Folklore-Paraderolle aufführt. „Ohne Schlaftabletten kann ich nicht mehr schlafen“, erzählt er dann gerne und, ach so: „Ich hab' keinen Dreck am Stecken.“
    Der nächste Auftritt des kugelrunden Fußball-Faktotums findet heute in einem arg kargen Rahmen statt: Die Staatsanwaltschaft Köln hat Calmund zur Vernehmung gebeten, als Beschuldigten. „Wir haben konkrete Hinweise darauf, dass Reiner Calmund mit den 580 000 Euro Spieler geschmiert haben könnte“, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Günther Feld am Sonntag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „das hat Calmund selbst bei drei verschiedenen Gelegenheiten dem Verein gegenüber ausgesagt.“ Der Verein hatte Calmund seinerzeit nach dem Verbleib von 580 000 Euro gefragt, die Calmund für die Vermittlung von Spieler-Optionen ausgegeben haben will. Diese Unklarheit führte im Juni 2004 zur Trennung zwischen Calmund und Bayer 04 und ist Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen wegen Untreue.


    Bei seiner Manipulations-Annahme verweist Oberstaatsanwalt Günter Feld auf ein 12-seitiges Papier des Bayer-Anwalts Walther Graf, der bei einer der Besprechungen Zeuge von Calmunds Aussagen gewesen sein soll. Aus diesem Papier zitiert der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe und behauptet, mit Bezug auf den 3:0-Sieg der stark abstiegsgefährdeten Leverkusener gegen 1860 München am 33. Spieltag der Saison 2002 / 03, Calmund habe laut der Bayer-Stellungnahme „sogar“ Namen von geschmierten Spielern genannt: „Sie sind der Redaktion des Spiegel bekannt.“ Nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ werden auch die Spiele Leverkusen - Bielefeld (3:1) und Nürnberg - Leverkusen (0:1) aus der Spielzeit 2002 / 2003 untersucht.


    „Manipulation ist kein Straftatbestand“, sagte Feld weiter, „Bayer Leverkusen hatte demnach aus strafrechtlicher Sicht keine Verpflichtung, die Manipulation Dritten zu melden.“ Das hatte der Klub sich sicherheitshalber schon selbst zusichern lassen: Laut Spiegel hatte der Bayreuther Rechtswissenschaftler Harro Otto der Bayer AG frühzeitig per Gutachten erklärt, wer, wie und was im Falle eines Manipulations-Verdachts zu beachten ist.


    Calmund wies über seinen Anwalt Stefan Seitz alle Verdächtigungen zurück. „Herr Calmund hat zu keinem Zeitpunkt Spielmanipulationen veranlasst oder an solchen mitgewirkt. Ihm sind auch keine Spielmanipulationen im Zusammenhang mit Bayer 04 bekannt“, hieß es in einer Erklärung.

    "Wenn du mit Bayer den Titel holst, dann schreibst du Geschichte. Das ist etwas für die Ewigkeit."