Bayer-Affäre: Hinweise auf Manipulation

  • Reiner Calmund war noch nicht mal komplett angezogen, als es am Sonntag kurz nach 9 Uhr in seinem Haus in Odenthal an der Tür klingelte. Draußen stand ein Team von Spiegel-TV, doch die Kameras bekamen keine Bilder. Calmund schickte diese Botschaft durch die Gegensprechanlage: "Was ich zu sagen habe, sage ich dem Staatsanwalt."


    Dazu wird es bald kommen. Calmund, gegen den wegen des Verdachts der Untreue ermittelt wird, soll noch diese Woche als Beschuldigter vernommen werden. In Zusammenhang mit den Bargeldzahlungen von 580.000 Euro aus dem Jahr 2003 steht der Verdacht im Raum, dass Spiele zugunsten der damals abstiegsbedrohten Leverkusener manipuliert wurden. Nachdem kicker und Express am Donnerstag über entsprechende Hinweise der Staatsanwaltschaft berichtet hatten, wurde DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger telefonisch vom Leitenden Kölner Oberstaatsanwalt Jürgen Kapischke informiert. "Bis dahin hatten wir das Thema aus ermittlungstaktischen Gründen aus der Öffentlichkeit gehalten. Nun aber mussten wir den DFB informieren", erklärt Günther Feld, Sprecher der Behörde, "wir haben Hinweise erhalten, wonach das Geld nicht wie von Herrn Calmund angegeben als Option auf künftige Spielereinkäufe eingesetzt wurde, sondern um Fußballspieler zu schmieren. Was uns vorliegt, geht über Gerüchte hinaus, ist aber nicht mehr als ein Anfangsverdacht." Der DFB wird keine eigenen Ermittlungen aufnehmen. DFB-Sprecher Harald Stenger: "Die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft hat sich bewährt. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft das Heft des Handelns in der Hand." Derzeit gebe es keine konkreten Erkenntnisse, dass Spiele in der Bundesliga manipuliert wurden. Würde sich das ändern, würde der DFB sportrechtlich vorgehen. Für die Staatsanwälte sind offenbar vor allem Hinweise über die Trennung der Bayer AG von Calmund im Sommer 2004 interessant. Auf der Suche nach den 580 000 Euro hatte Bayer demnach lange Zeit gar keine Antwort von Calmund erhalten, zeitweise merkwürdige Andeutungen und bei einer Anhörung konkretere Hinweise, der Klassenerhalt sei erkauft worden. Während Calmund heute den Eindruck vermittelt, weder seine Gesprächspartner bei Bayer noch deren Nachfragen annähernd ernst genommen zu haben, nahm die Gegenseite die Sache und auch die flapsigen Antworten offensichtlich sehr ernst. Der Bayer-Sportbeauftragte Meinolf Sprink bestätigte am Sonntag einen Spiegel-Bericht, wonach die Bayer AG damals sogar ein Gutachten in Auftrag gab über die juristischen Konsequenzen einer Schiebung. Erst danach wurde Calmund die für leitende Angestellte übliche Abfindung gezahlt. Zudem räumte Bayer neuen Sponsoren ein Sonderkündigungsrecht ein für den Fall, dass die Manipulationsvorwürfe öffentlich würden. Beweise gab es bei Bayer damals nicht. Auch jetzt stützen sich die Ermittlungen auf Aussagen aus dem Bayer-Lager. Inzwischen kursieren freilich immer diffusere Versionen, welche Spiele durch welche Beteiligte verschoben worden sein könnten. Klar ist nur: Wenn es Schiebung gab, steht die Existenz der Bayer04 Fußball GmbH auf dem Spiel. Andernfalls wäre es das, was Calmund eine Rufmord-Kampagne nennt. Der Ex-Manager ließ mitteilen, keine Manipulationen veranlasst oder an solchen mitgewirkt zu haben. Die Gerüchte seien absurd und entbehrten jeder Tatsachengrundlage.


    Jean-Julien-Beer


    kicker.de

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann

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