Überwiegend sonnig
Leverkusens Fußball-Profis gingen beim Erfolg in Stuttgart zur Abwechselung mal wieder mit Disziplin und Konzentration voran und übten sich danach in angenehmer Zurückhaltung.
Von UDO BONNEKOH
LEVERKUSEN Ziemlich spät am Nachmittag erreichten nur noch wenige Strahlen des tief stehenden Planeten eine Ecke des Gottlieb-Daimler-Stadions in Stuttgart. Und genau dort, im eng umrissenen Areal, erfreuten sich die paar Hundert ins „Ländle” gereisten Leverkusener Fans an den spärlichen Strahlen und schwenkten heftigst Fähnchen. Die Parade von Mannschaft und Trainer nahmen sie nach Bayers 2:0 fröhlich ab. Auch Erfolg wärmt. Was für die allgemeine Wetterlage an einem fast frühlingshaften Tag zutraf, galt übertragen auch für den Leverkusener Auftritt: „Überwiegend sonnig”.
Von einem Ausbruch der Gefühle, der mit der bestimmten Jahreszeit gerne verbunden wird, konnten bei frohlockenden Bayer-Profis aber nicht die Rede sein. Ihre Bewertungen waren von angenehmer Zurückhaltung geprägt. Kapitän Carsten Ramelow, der eine solide Partie im Mittelfeld ablieferte, befasste sich mit den (nicht eingetretenen) Folgen einer denkbaren Niederlage, um die Bedeutung des Erfolgs deutlich zu machen: „Bei einer Niederlage wäre der Uefa-Cup-Platz weit weg gewesen.” Tranquillo Barnetta hatte wohl die häufigen Schwankungen des Teams im Sinn, als er feststellte: „Wir müssen erst mal nachlegen. Dann können wir weiterschauen, was den fünften Rang betrifft.”
Einen ihrer Konkurrenten in diesem reichlich zähen Wettrennen ums Ticket fürs internationale Geschäft beherrschten die Leverkusener mit eher defensiver taktischer Grundausrichtung überraschend eindeutig. „Wir haben sehr konstruktiv nach vorne gespielt”, meinte Michael Skibbe zu den Schnellangriffen, meist über die rechte Seite inszeniert, auf der Paul Freier viel Betrieb machte. Fein auch sein Schuss mit dem Außenrist ins Glück, wobei das vorangehende Zuspiel von Dimitar Berbatov ebenfalls hohe Qualität erreichte. „Der Schnix hat mir gesagt, dass der Bundestrainer da ist. Ich habe mir vorgenommen, es zu probieren wie immer”, berichtete Freier vom Vorgespräch mit Bernd Schneider.
\x14Ehe Berbatov, der ungekrönte König unter Leverkusens Technikern, mit seinem 2:0 (nach einer mit feinem Fuß geschlagenen Flanke von Marko Babic) die Tänze der Kollegen, Trainer und Fans auslöste, hatte Michael Skibbe nach eigenem Bekunden „nur einmal Angst”. Das war nach „einem Eckball für uns, einem Ballverlust und einem Konter über Gomez”. Der Stuttgarter enteilte dem Schweden Stenman, kam aber zu weit ab vom starken Schlussmann Jörg Butt, um Schaden anzurichten. Was sonst noch an Gefahr drohte, beseitigten in der Regel Butt, Juan oder Jens Nowotny.
Die Begegnung am Samstag mit Kaiserslautern wird wohl schwieriger zu führen sein als die beim VfB.