7 STUNDEN DAUERVERHÖR
Calmund: „Das war ein Befreiungsschlag“
Von THOMAS GASSMANN
Köln - Es ist 10.00 Uhr. In einem schwarzen Audi A8 fährt Reiner Calmund mit seinen Anwälten Stefan Seitz und Sven Thomas vor der Kölner Staatsanwaltschaft in der Luxemburger Straße vor.
Das Trio marschiert zum Aufzug, fährt in den fünften Stock und nimmt Platz im Raum 502: Norbert Reiferscheidt, Abteilung Wirtschaftsstrafsachen.
Hier wird Bayers Ex-Manager knapp sieben Stunden lang wegen des Verdachts der Untreue verhört.
Als der große Hunger kommt, isst Calmund ein Brötchen mit Schinken, als Nachtisch ein Mars. Um 16.50 Uhr ist es vorbei. Calmund verlässt das Justizgebäude durch die Tiefgarage. Bayers Ex-Boss wirkt erleichtert: „Endlich konnte ich mich zu den Spekulationen äußern. Das war wie ein Befreiungsschlag.“
Es geht um ungeklärte Bargeldzahlungen von 580.000 Euro an den Spielervermittler Volker Graul. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben Hinweise, dass dieses Geld für die Manipulation von mindestens einem Bundesligaspiel – der Partie Bayer gegen 1860 München (3:0) – verwendet worden sein könnte.
Der Verdacht kam auf, als der Bayer-Jurist Walther Graf im Auftrag des Klubs am 9. März ein sechsseitiges Schreiben an die Staatsanwaltschaft geschickt hatte. Darin vermerkte der Jurist, Calmund habe vor zwei Jahren angedeutet, dass in der Partie gegen die Löwen „etwas gelaufen sei“.
In dem Verhör entkräftete Calmund die Vorwürfe. „Wir hoffen, dass die Legendenbildung von Spielmanipulationen nun vom Tisch sind“, erklärte Calmunds Strafverteidiger Sven Thomas dem EXPRESS.
Thomas betonte, dass die Vorwürfe ausschließlich von dem „Fußball-Klub Bayer“ kämen. Grafs Aufzeichnungen könne man nicht „ernst nehmen“. „Der Inhalt erinnert mich eher an ein Satirestück“, erklärte der Staranwalt. Thomas forderte unterdessen die Bayer-Führung auf, die vom „Klub in die Welt gesetzten Vorwürfe“ zu entkräften. „Jetzt ist Bayer am Zug.“
Fraglich ist, wie die Staatsanwaltschaft reagiert. Die ließ am Montag offen, ob sie weitere Zeugen verhören wolle. Auch ist unklar, ob Calmund noch ein zweites Mal vorgeladen werden soll.
Bayer Leverkusen gab am Montag unterdessen bekannt, dass den Klubsponsoren, die nach April 2004 einen Vertrag abgeschlossen haben, inzwischen ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt wurde.
„Dies haben wir aus reiner Vorsorge gemacht“, bestätigte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Demnach könnten die Vertragspartner aussteigen, wenn der Club öffentlich im Zusammenhang mit Manipulationsvorwürfen genannt würde.
Quelle: express.de