Calmund stundenlang in Köln vernommen

  • Vorerst keine Ergebnisse der Staatsanwaltschaft - Bayer Leverkusen reicht Akten an den Deutschen Fußball-Bund


    von Björn Lindert und Jörg Winterfeldt


    Teilweise war Reiner Calmund (57) in den vergangenen Wochen wortkarg gewesen. Gestern muß er in Plauderlaune geraten sein. Am Morgen gegen neun Uhr trat der frühere Manager des Fußball-Bundesligavereins Bayer Leverkusen bei der Staatsanwaltschaft in Köln an. Seine Anwälte, der Kölner Wirtschafts- und Arbeitsrechtler Stefan Seitz und der Düsseldorfer Strafrechtler Sven Thomas, begleiteten ihn zur Vernehmung beim ermittelnden Staatsanwalt Norbert Reifferscheidt. Stunden dauerte die Befragung im fünften Stock, Raum 502. Schließlich hatte Calmund angekündigt, mit Aussagen alle Vorwürfe zu entkräften. Ergebnisse des Vernehmungsmarathons wurden gestern zunächst nicht bekannt.


    Seit dem 8. März ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen Calmund und den Borgholzhausener Spieleragenten Volker Graul wegen des Verdachts der Untreue "in einem besonders schweren Fall". Der Staatsanwalt Reifferscheidt kennt sich aus im Tatbestand. Gerade erst vor seinem Urlaub hatte er eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung im Untreue-Prozeß gegen den ehemaligen Rewe-Chef Ernst Dieter Berninghaus erwirkt.


    Im Fall Calmund ist die Angelegenheit besonders heikel, seit der "Spiegel" aus den internen Ermittlungsergebnissen des Bayer-Konzerns zu einer 580 000 Euro-Zahlung Calmunds an Graul berichtete. Nach Calmunds förmlicher Befragung durch Juristen und Revisoren hielt der Bayer-Anwalt Walther Graf auf zwölf Seiten die Erkenntnisse fest: Calmund sei demnach auf ein Angebot Grauls eingegangen sein, der 500 000 Euro für drei Spieler von 1860 München und 80 000 Euro für sich dafür gefordert habe, daß Bayer das für den Klassenerhalt in der Saison 2002/2003 wichtige Erstligaspiel gegen München gewinnen würde. Leverkusen siegte 3:0 und verhinderte den Abstieg, der den Klub Millionen gekostet hätte.


    Auf dem der Staatsanwaltschaft seit gut 14 Tagen vorliegenden Schreiben beruht der Anfangsverdacht wegen möglicher Spielmanipulationen. "Es ist mehr als Gerücht und mehr als Gerede", sagte Kölns Staatsanwaltschaftssprecher Günther Feld der "Süddeutschen Zeitung", "das hat Substanz." Öffentlich behaupten Calmund und Graul, das Geld sei für Kaufoptionen an fünf serbische und kroatische Kickern geflossen. Tatsächlich hatte auch Bayer Zweifel an der Darstellung, insbesondere, weil Calmund häufiger wichtigtuerische Andeutungen gemacht habe und eine halbe Million Euro Schmiergeld für drei passabel verdienende Erstligaprofis zur Spielschiebung zu gering schien. Jedoch räumte der Klub Sponsoren gar ein "Sonderkündigungsrecht" für den Fall ein, daß Manipulationsvorwürfe auftauchen. Und er zahlte Calmund gar die übliche Abfindung, angeblich um die Affäre nicht öffentlich werden zu lassen, weil der Schaden bei Bekanntwerden der Hintergründe wohl größer gewesen wäre.


    Bayers Sportbeauftragter Meinolf Sprink mag derzeit das Verfahren nicht weiter kommentieren: "Wir harren der Ergebnisse, die die Staatsanwaltschaft präsentieren wird." Allerdings widerspricht er Vorwürfen, Calmund vor dem Bayer-internen Verhör gewarnt zu haben: "Ich kann mich nicht erinnern, von dem Termin gewußt zu haben", sagt Sprink, "und ich bin auch kein Duzfreund von Herrn Calmund."


    Inzwischen hat Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser den Deutschen Fußball-Bund von Bayers Erkenntnissen unterrichtet und Präsident Theo Zwanziger und Justitiar Götz Eilers Akten übergeben. "Wenn Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft vorliegen", sagt DFB-Pressesprecher Harald Stenger, "werden wir sie analysieren und Schlüsse ziehen, welche sportrechtlichen Konsequenzen möglich sind oder nicht."


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