Reiner Calmund wurde von der Kölner Staatsanwaltschaft sieben Stunden verhört.
Sieben Stunden ist Reiner Calmund, der ehemalige Manager von Bayer 04 Leverkusen, gestern von der Kölner Staatsanwaltschaft vernommen worden. Am Ende bleibt aber vieles weiter unklar. Auch wenn das die Anwälte des Schwergewichts im deutschen Profifußball anders sehen. Ihr Mandat, so lassen sie verbreiten, sei ein erster Befreiungsschlag gelungen. „Nach der heutigen Vernehmung von Herrn Calmund durch die Staatsanwaltschaft Köln sehen wir den öffentlich immer wieder verbreiteten Vorwurf der Manipulation von Bundesliga-Spielen als ausgeräumt an“, heißt es später in einer offiziellen Pressemitteilung der Anwälte Dr. Stefan Seitz und Dr. Sven Thomas. Über den Vorwurf der Untreue verlieren sie an dieser Stelle allerdings kein Wort.
Die Staatsanwaltschaft hält sich am Abend bedeckt. Die Angaben der Anwälte wollte Sprecher Günther Feld weder bestätigen noch dementieren. Es könne aber keine Rede davon, dass der Vorwurf der Manipulation komplett ausgeräumt sei, sagte Feld der Rundschau. Die Ermittlungen würden jetzt weiter fortgeführt.
„Ich bin zum ersten Mal Beschuldigter“
Aber wo war Reiner Calmund? Er ließ sich nicht blicken. Etwa 50 Journalisten von Presse, Funk und Fernsehen hatten vor dem Haupteingängen von Staatsanwaltschaft und Landgericht den Tag über ausgeharrt. Sie taten es vergebens. Als die Vernehmung gegen um 17 Uhr Uhr zu Ende ging, verließ Calmund das Gebäude ungesehen und auf unbekanntem Weg. Keine gesten- und wortreiche Erklärung, wie man sie ansonsten von ihm kennt. Nur drei knappe Sätze am Telefon: „Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben als Beschuldigter bei der Staatsanwaltschaft gewesen. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch wie bei einem Champions-League-Spiel. Ich bin froh, dass es endlich losging und das Thema, was anstand, abgewickelt ist.“
Der ehemalige Bayer-04-Manager hatte sich freiwillig zu der Vernehmung gemeldet. Um Punkt zehn Uhr fuhr Reiner Calmund im schwarzen Audi A8 mit seinen beiden Anwälten vor. Im fünften Stock, Raum 502, wurde noch einmal aufgerollt, was den deutschen Fußball einmal mehr erschüttern könnte. Seit Anfang März wird gegen Calmund wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Es geht um die Zahlung von 580 000 Euro an den Spielervermittler Volker Graul und die Frage, wo dieses stattliche Sümmchen geblieben ist. Am Wochenende gesellten sich die Manipulationsvorwürfe hinzu, nachdem Anwalt Walther Graf der Ermittlungsbehörde am 9. März eine zwölfseitige Stellungnahme hatte zukommen lassen - im Auftrag von Bayer.
Der Konzern und seine Fußball-Tochter Bayer 04 haben indes versucht, sich gegen mögliche Folgen von Manipulations-Vorwürfen zu wappnen und sollen bereits ein Gutachten über die möglichen juristischen Konsequenzen erstellt haben. Zudem hat Bayer seinen Sponsoren bei Vertragsneuabschlüssen von April 2004 an ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt. „Dies haben wir aus reiner Vorsorge gemacht“, erklärte der Geschäftsführer von Bayer 04, Wolfgang Holzhäuser.
Eines der womöglich „faulen Spiele“ soll die Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und Leverkusen (0:1) am 24. Mai 2003 gewesen sein. Mit diesem Sieg rettete sich Bayer vor dem Abstieg, was damals Matthias Hain, den Torhüter des „Stattdessen-Absteigers“ Arminia Bielefeld gleich zu Spekulationen über eine illegale Beeinflussung der Bayer-Partie veranlasste. Spekulationen, die der Keeper am Sonntag indirekt wiederholte und den DFB auf den Plan rief: Hain wurde „nochmals mit Nachdruck aufgefordert, ihm vorliegende Kenntnisse über Manipulationen unverzüglich schriftlich anzuzeigen“. (EB)