Sieben Stunden wurde Reiner Calmund durch die Kölner Staatsanwaltschaft befragt. Jetzt sieht der ehemalige Bundesligamanager die Vorwürfe der Spielmanipulationen aus der Welt geräumt - die Justizbehörde will allerdings noch andere Zeugen vernehmen.
Köln - "Nach der heutigen Vernehmung von Herrn Calmund sehen wir den öffentlich immer wieder verbreiteten Vorwurf der Manipulationen von Bundesliga-Spielen als ausgeräumt an", erklärten die Rechtsbeistände des ehemaligen Managers von Bayer Leverkusen. Sieben Stunden lang hatte zuvor Calmund die Fragen der Kölner Staatsanwaltschaft beantwortet und dabei "ausführlich alle Vorgänge über die Beschaffung von Optionen für neue Spieler wegen des damals anstehenden Lucio-Transfers erläutert", so der Anwalt Stefan Seitz.
Ein Sprecher der Justizbehörde sprach von einem "sehr komplexen Sachverhalt". Weitere Vernehmungen seien nicht ausgeschlossen. Auch sollen noch andere Zeugen gehört werden. Über die Inhalte der Vernehmung wurde zunächst nichts bekannt.
Gegen Calmund laufen derzeit Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue. Der ehemalige Bayer-Manager soll erklären, zu welchem Zweck 580.000 Euro an einen Spielervermittler geflossen sind. Die Staatsanwaltschaft will über Hinweise verfügen, wonach dieses Geld für die Manipulation von mindestens einem Bundesligaspiel verwendet worden ist.
Calmunds Anwalt Seitz betonte, dass sein Mandant nach der Vernehmung alle "abwegigen Manipulationsvorwürfe" entkräftet habe. "Es sind keine Fragen offen geblieben", so der Jurist. Nun hoffe der ehemalige Manager, dass der Verein Bayer 04 Leverkusen "die Legende der Spielmanipulation mit der gleichen Klarheit wie Herr Calmund in der Öffentlichkeit zurückweist".
Ob weitere Befragungen durchgeführt werden, ist noch unklar. In einem Telefonat mit dem sid zeigte sich Calmund erleichert: "Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben als Beschuldigter bei der Staatsanwaltschaft gewesen. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch wie bei einem Champions-League-Spiel. Ich bin froh, dass es endlich losging und das Thema, was anstand, abgewickelt ist."
Deutsche Fußball Liga (DFL) äußerte sich zunächst zurückhaltend. "Die Staatsanwaltschaft ist augenblicklich alleiniger Herr des Verfahrens. Deshalb werden wir zunächst die Ermittlungen dort abwarten", sagte Liga-Präsident Werner Hackmann: "Wir haben allerdings die dringende Bitte an die Staatsanwaltschaft, was den Vorwurf eventueller Spielmanipulationen angeht, so schnell wie möglich endzuermitteln."
Keine Manipulationen hat es nach Angaben der Staatsanwaltschaft in der Saison 2002/2003 bei der Partie der Leverkusener gegen Arminia Bielefeld gegeben. "Das hat sich als Gerücht herausgestellt", sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld. Dagegen gebe es ernstzunehmende Hinweise, dass es bei einer anderen Begegnung in der Spielzeit, in der Bayer um den Klassenverbleib bangen musste, zu Manipulationen gekommen sei. "Da geht es über ein Gerücht hinaus, es gibt einen Anfangsverdacht", betonte Feld. Unter Verdacht steht das Spiel Bayer Leverkusen gegen den TSV 1860 München (3:0).
Nach Informationen des SPIEGEL habe Calmund angedeutet, dass beim Bundesligaspiel Leverkusen gegen 1860 München (3:0) am 33. Spieltag der Saison 2002/2003 "etwas gelaufen" sei. Die Rheinländer standen damals auf einem Abstiegsplatz und benötigten unbedingt an den letzten beiden Spieltagen zwei Siege zum Klassenerhalt.
sge/dpa/sid