Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser wehrt sich gegen Anschuldigungen, er habe die Affäre Calmund ins Rollen gebracht
Herr Holzhäuser, ist das Verhältnis zwischen Ihnen als Bayers Geschäftsführer und Sportdirektor Rudi Völler zerrüttet?
Ich habe in meiner langen Laufbahn noch nie so gut mit jemand zusammengearbeitet wie mit Rudi Völler. Das Verhältnis ist bestens. Ich finde es schlimm, dass man hier versucht, einen Keil zwischen mir und Völler hineinzutreiben. Ich finde es nicht in Ordnung, dass es als zerrüttet bezeichnet wird. Völler hat mir bestätigt, dass er nie zurücktreten wollte. Wenn es darum ginge, Berbatow zu verkaufen, dann wird Völler eine andere Auffassung haben als ich, was die Summe betrifft, ganz klar. Aber das ist doch normal. Glauben Sie mir: Wir haben ein sehr gutes Einvernehmen miteinander.
Völler hat aber kundgetan, dass ihm der Zeitpunkt der Presseerklärungen zum Thema der Calmund-Affäre nicht gefallen hat.
Selbst das habe ich mit Rudi Völler besprochen. Uns war bewusst: Es kommt eine Vorab-Meldung des „Spiegel“, aber wir kannten den Inhalt nicht. Nur, dass es um 580 000 Euro geht, die Reiner Calmund damals dem Spielerberater Graul übergeben hat. Dann gibt es zwei Möglichkeiten zu reagieren: Entweder man wartet ab, bis der Artikel kommt. Dann ist man in der Defensive. Oder man reagiert offensiv und klärt darüber auf, um was es aus unserer Sicht geht: Wie wir die 580 000 Euro behandelt haben, nämlich sauber und korrekt.
Was störte Völler daran?
Nur der letzte Absatz...
...darin wurde erklärt, dass dieser Vorgang „letztlich zur unverzüglichen Trennung“ von Calmund geführt habe...
...darüber haben wir lange diskutiert, und wir haben teilweise noch Änderungen an der Presseerklärung vorgenommen.
Warum wird dem Klub nachgesagt, er habe die „Calmund-Affäre“ erst in Gang gebracht?
Die Fakten sehen wie folgt aus: Rechtsanwalt Walther Graf, der für Bayer 04 Leverkusen tätig ist, hat auf Bitten der Staatsanwaltschaft Köln die Erkenntnisse zusammengetragen, die Bayer während der Nachforschungen über den Verbleib von 580 000 Euro erhalten hat. In diesem Bericht ist festgehalten, dass Herr Calmund mehrfach während seiner Befragungen von einer möglichen Spielmanipulation der Paarung Bayer gegen 1860 München gesprochen hat. Mit anderen Worten: Herr Calmund hat diese Behauptungen aufgestellt, nicht Bayer 04 Leverkusen. Wenn jetzt der Eindruck erweckt wird, wir hätten durch unsere Schriftsätze an die Staatsanwaltschaft erst diesen Vorgang ins Rollen gebracht, dann verstehen die Leute die Strafprozessordnung nicht.
Klären Sie uns auf.
Ein Geschädigter ist bei einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft verpflichtet, die Wahrheit zu sagen und darüber hinaus alle Dinge zu offenbaren, die nicht direkt gefragt worden sind, die aber mit dem Vorgang in direktem Zusammenhang stehen. Nicht anderes haben wir gemacht. Ein Beschuldigter dürfte theoretisch sogar die Unwahrheit sagen, weil er sich nicht selbst belasten muss. Das ist schon eine eigenartige Situation. Denn nicht wir haben gesagt, es ist manipuliert worden, sondern Calmund. Deswegen verstehe ich manchmal die Welt nicht mehr, wenn ich die Zeitungen lese.
Trotzdem befinden Sie sich in der Rolle des Schwarzen Peters.
Ich finde es einfach nicht korrekt, dass ich jetzt behandelt werde wie ein Schmutzfink. Hier werden Täter und Opfer verwechselt. Meine Aufgabe besteht darin, Ordnung, Transparenz und kaufmännische Sorgfalt zu schaffen. Das alles ist gelaufen. Und wenn nicht die Steuerfahndung hinter Graul her gewesen wäre wegen der 580 000 Euro und, durch den Hinweis des „Spiegels“, die Ermittlungen der Kripo Bielefeld nicht in Gang gekommen wären, wäre dieses Thema jetzt nicht in der Öffentlichkeit.
Das Interview führte Erik Eggers.