LIZENZENTZUG? Der Bayer Harakiri

  • LIZENZENTZUG?
    Das Bayer-Harakiri


    Von ALEXANDER HAUBRICHS

    Leverkusen – „Man gewinnt, und das wäre toll. Aber alle denken: wenn da nicht diese andere Sache wäre.“ Leverkusens Sportbeauftragter Meinolf Sprink über die Affäre um Reiner Calmund.
    Schon längst ist aus der Frage, was aus den 580.000 € Bargeld wurde, die der Ex-Manager im Sommer 2003 an den Spielervermittler Volker Graul zahlte, ein Politikum geworden, dass den ganzen Verein in den Abgrund zu reißen droht.


    „Bayer war mal eine große Familie. Das ist nicht mehr“, sagt Ex-Coach Christoph Daum. „Es ist mir ein Rätsel, warum sich der Verein selbst zerfleischt.“


    Immerhin droht dem Klub eine saftige Strafe vom DFB – bis hin zum Lizenzentzug, wenn man die Parallele zum Bundesliga-Skandal in den 70ern zieht – sollte man Beweise dafür finden, dass Partien verschoben wurden.


    „Noch ist der Kontrollausschuss nicht tätig“, sagt DFB-Sprecher Harald Stenger. Aber er kann es jederzeit werden, sollten sich die Verdächtigungen über Spielmanipulationen erhärten.


    Zudem drohen auch zivilrechtliche Ansprüche, vor allem von Arminia Bielefeld, die 2003 am letzten Spieltag hinter Bayer zurückfielen.


    „Wenn es Manipulationen gegeben hat, wären wir die Geschädigten“, sagt Sportchef Reinhard Saftig. „Aber wir werden erst aktiv, wenn Staatsanwaltschaft und DFB eine Schuld festgestellt haben sollten. Bisher ist nichts erwiesen.“


    Bayer baut vor, hat seinen Sponsoren die Möglichkeit gegeben, aus den Verträgen auszusteigen, sollte sich der Verdacht der Spielmanipulation erhärten. „Das ist ein laufendes Verfahren“, heißt es bei Hauptsponsor RWE kurz und knapp. Aber: Der Vertrag des Energieriesen mit den Fußballern läuft 2007 aus – und wird wohl kaum verlängert.


    Ein neuer 10-Millionen-Euro-Sponsor ist bei der miesen Stimmung und der sportlich dürftigen Ausbeute kaum aufzutreiben.


    Und auch die Bayer AG wird nicht unverbrüchlich zu ihren Fußballern stehen. Obwohl Sprink sagt: „Wir sind ein verlässlicher Partner – in guten wie in schlechten Zeiten.“


    Doch schon im Winter hatte der Konzern Holzhäuser die Gelbe Karte gezeigt: „Wir hätten uns mehr erwartet“, sagte Sprink damals. Und: „Die indifferenten Aussagen einer Person sind bei uns ein Riesenthema.“


    Das ging klar Richtung Fußballchef, der sich über die Calmund-Krise allerdings etwas Rückendeckung aus der Konzernzentrale sichern konnte. Doch auch er geriet in die Kritik – und wehrt sich: „Hier werden Täter und Opfer verwechselt. Ich finde es einfach nicht korrekt, dass ich jetzt behandelt werde wie ein Schmutzfink. Nicht wir haben gesagt, es ist manipuliert worden, sondern Calmund.“



    Doch mit jedem Krisentag vergrößert sich die Gefahr, dass Konzernboss Werner Wenning die Lust am jedes Jahr 25 Millionen € teuren Spielzeug Bayer verlieren könnte.


    Quelle: Express.de