Leverkusen - Der Fall Reiner Calmund schlägt weiter hohe Wellen.
Nachdem der ehemalige Bayer-Manager die siebenstündige Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft in Köln als "Befreiungsschlag" bezeichnet hat, melden sich jetzt auch Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Sportdirektor Rudi Völler zu Wort.
In einem Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" betont Holzhäuser, dass er den Fall nicht ins Rollen gebracht habe.
"Ein Narziss"
In einem weiteren Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" kritisiert Holzhäuser das Auftreten Calmunds und bezeichnet ihn als einen "Narziss"
Derweil sorgt sich Rudi Völler um das öffentliche Erscheinungsbild des Vereins und prophezeit, dass es in dieser Auseinandersetzung nur Verlierer geben wird.
Derweil rechtfertigte sich Holzhäuser: "Rechtsanwalt Walther Graf, der für Bayer 04 Leverkusen tätig ist, hat auf Bitten der Staatsanwaltschaft Köln die Erkenntnisse zusammengetragen, die Bayer während der Nachforschungen über den Verbleib von 580.000 Euro erhalten hat."
Manipulationsvorwürfe kamen angeblich von Calmund
Der Bayer-Boss unterstrich außerdem, dass die Behauptung einer möglichen Manipulation des Spiels zwischen Bayer und dem TSV 1860 München in der Saison 2002/2003 nicht von Leverkusener Seite in die Welt gesetzt wurde.
"In diesem Bericht ist festgehalten, dass Herr Calmund mehrfach während seiner Befragungen von einer möglichen Spielmanipulation der Paarung Bayer gegen 1860 München gesprochen hat. Mit anderen Worten: Herr Calmund hat diese Behauptungen aufgestellt, nicht Bayer 04 Leverkusen", sagte Holzhäuser dem "Tagesspiegel".
Holzhäuser: Verein ist rechtlichen Pflichten nachgekommen
Vielmehr sei der Verein seinen rechtlichen Pflichten nachgekommen. "Ein Geschädigter ist bei einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft verpflichtet, die Wahrheit zu sagen und darüber hinaus alle Dinge zu offenbaren, die nicht direkt gefragt worden sind, die aber mit dem Vorgang in direktem Zusammenhang stehen."
Nichts anderes hätte Bayer Leverkusen gemacht, so Holzhäuser, der über die öffentliche Darstellung des Falls Calmund seine Verwunderung kundtut. "Das ist schon eine eigenartige Situation. Denn nicht wir haben gesagt, es ist manipuliert worden, sondern Calmund."
"Deswegen verstehe ich manchmal die Welt nicht mehr, wenn ich die Zeitungen lese", ergänzte der 56-Jährige, der sich dagegen wehrt als "Schmutzfink" in der Öffentlichkeit zu stehen. "Hier werden Täter und Opfer verwechselt."
"Jugendwart aus Frechen"
Derweil äußerte sich Holzhäuser in einem Gespräch mit der "Zeit" über Calmund wie folgt: "Da ist der Jugendwart aus Frechen, der es mit Bayer immerhin bis ins Finale der Champions League geschafft hat. Das muss man bei ihm immer berücksichtigen."
Einmal habe Calmund sogar dem Bayer-Konzernvorstand gesagt: "Meinen Vertrag verlängere ich mir selbst. Dazu brauche ich niemanden."
Völler sorgt sich ums Image
Rudi Völler sorgt sich indes um das Image und die Zukunft von Bayer Leverkusen.
"Wir geben im Moment öffentlich ein ganz schlechtes Erscheinungsbild ab. Bei dieser Geschichte wird es keine Gewinner geben. Nur Verlierer", sagte der Sportdirektor des Bundesligisten in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Sport Bild".
Vermittlung gescheitert
Sein Versuch, in der Fehde zwischen Calmund und Wolfgang Holzhäuser zu vermitteln, sei vor einigen Monaten gescheitert.
"Ich hatte gehofft, dass beide Parteien noch mal aufeinander zugehen. Das ist mir nicht geglückt", gibt Völler zu. "Beide Parteien sind zerstritten, es ist nicht zu kitten."
Ermittlungen wegen Untreue
Gegen den langjährigen Bayer-Manager Calmund wird seit Anfang März von der Kölner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue ermittelt.
Es geht um die Zahlung von 580.000 Euro, die von Klubseite an den Spielervermittler Volker Graul für so genannte Transfer-Optionsgeschäfte geflossen waren. Laut Holzhäuser sei der gezahlte Betrag "ohne Gegenleistung" geblieben.