Unsere Top-Stürmer treffen nur alte Freunde
Don Calli macht die Liga rund (25) - Reiner Calmund schreibt im EXPRESS
Die Partie gegen Argentinien war gleichzeitig das letzte Länderspiel vor Beendigung der laufenden Saison. Dass sich vor Bundestrainer Jogi Löw nach dem 0:1 eine Menge Fragen auftürmen, versteht sich nach der schwachen Leistung von selbst. Was die Bundesliga angeht, bleibt keine Frage offen: Es geht auf die Zielgerade. Die Spannung steigt, es werden immer weniger Spiele, damit bleiben immer weniger Chancen, etwas zu korrigieren.
An der Spitze boomt die Liga. Auch der Auftritt unserer Klubs auf der europäischen Bühne kann sich sehen lassen. Wenn ich mir aber den Abstiegskampf ansehe, dann habe ich das Gefühl, die Jungs da unten haben den Knall nicht gehört. Das Schneckenrennen zwischen Hertha (Rang 18), Hannover (17), Nürnberg (16) und Freiburg (15) nervt nur noch. Mir kommt es so vor, als würden diese vier Klubs wie gebannt darauf schauen, was gerade der andere macht – und erleichtert aufatmen, wenn die Konkurrenz auch nicht punkten konnte. Da traut sich keiner etwas zu, da wagt keiner den Befreiungsschlag. Taktieren ist angesagt, und die Fans werden bekloppt bei diesem Angsthasenfußball. 1996 schafften Köln und Leverkusen in letzter Sekunde den Klassenerhalt vor Lautern. Doch die Pfälzer hatten nur eine Woche später Kraft und Biss, den Pokal zu holen. Und heute? So wie es aussieht, werden um die 30 Zähler reichen – was für eine lahme Veranstaltung!
Genauso lahm geht es beim zweiten Schneckenrennen zu. Und das liefern sich leider Gottes und zum Unmut der Fans unsere Top-Stürmer. Die ganze Mannschaft präsentierte sich zwar schwach. Doch keine Torchance in 90 Minuten – das habe ich noch nie gesehen von unserer Nationalmannschaft. Dabei war das nur ein Spiegelbild der Liga- Leistungen. Stefan Kießling traf in den letzten 10 Spielen einmal ins Schwarze. Mario Gomez erzielte in der Rückrunde zwei Tore. Miroslav Klose ist nur noch Ersatzspieler und Lukas Podolski bekommt jede Woche vorgerechnet, wie lange er nicht getroffen hat. Außer Cacau treffen die Jungs momentan nur noch alte Freunde – die Bude scheint vernagelt. Da fehlen Killerinstinkt und Selbstvertrauen. Da wird zwar geackert. Aber letztlich zählen nur die Tore. Knallen muss es. Und zwar reichlich.