Düsseldorf (dpa) - Im Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Leverkusener Fußball-Manager Reiner Calmund ist nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Justizministeriums kein schnelles Ende abzusehen.
«Es ist nicht davon auszugehen, dass die Untreue-Vorwürfe zügig ausgeräumt werden. Auch der Vorwurf der Spielmanipulation ist noch nicht vom Tisch», heißt es in einem Vermerk des Justizministeriums an die Düsseldorfer Staatskanzlei und das Innenministerium. Ein Ministeriumssprecher bestätigte einen entsprechenden Bericht der «Süddeutschen Zeitung».
Die nordrhein-westfälische Landesregierung verfolgt die Ermittlungen mit Sorge, weil Calmund WM-Botschafter des Landes ist. Calmund hat bislang nicht zu erkennen gegeben, ob er dieses Amt freiwillig ruhen lassen will.
Die Einschätzung des Ministeriums beruht auf einem Bericht des Leitenden Kölner Oberstaatsanwalts Jürgen Kapischke. Die Kölner Staatsanwaltschaft hatte Calmund sieben Stunden lang vernommen. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der Untreue nach ungeklärten Bargeldzahlungen aus der Kasse seines ehemaligen Clubs Bayer 04 Leverkusen von 580 000 Euro an einen Spielervermittler ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben Hinweise, dass dieses Geld für die Manipulation von mindestens einem Bundesligaspiel verwendet worden sein könnte.
Die Calmund-Anwälte hatten erklärt, in der Vernehmung seien keine Fragen offen geblieben. Calmund habe die «abwegigen Manipulationsvorwürfe» entkräftet. Die Staatsanwaltschaft hatte es allerdings als «völlig offen» bezeichnet, ob sie Calmund noch einmal vernehmen wird.
Calmund selbst beklagte sich über die Angriffe gegen ihn. «In 27 Jahren kann nicht alles rund laufen. Unter dem Strich war die Bilanz bei Bayer aber so positiv, dass es unerklärlich ist, was nun geschieht», sagte er in einem Interview mit dem Handelsblatt. «Ich habe ein reines Gewissen.»
«Wenn es gut läuft, passen deine Freunde nicht in einen Jumbo Jet», sagte Calmund weiter. «Ist der Erfolg aber nicht da, dann bekommst Du normalerweise nicht mal ein Goggomobil voll.» Umso schöner sei es, freute sich der Leverkusener Ex-Manager, dass er jetzt, wo er Freunde wirklich brauche, «die Erfahrung gemacht habe, dass zwei Doppeldecker-Busse nicht reichen für die Menschen, die zu mir halten und mich unterstützen.»
Artikel vom 30.03.06 19:25
quelle: WZ