Der 30. April 2006 könnte ein historisches Datum werden: Dann sind alle
Fanvertreter der deutschen Erst-, Zweit- und Drittligavereine nach Hamburg
in die AOL-Arena eingeladen, wenn der neue Bundesverband der
Fanorganisationen "Unsere Kurve" seinen ersten "Bundestag veranstaltet.
Ins Leben gerufen wurde der Dachverband auf Initiative des HSV Supporters
Clubs sowie der Fanabteilungen aus Dortmund und Frankfurt. Zu den
Gründungsmitgliedern gehören auch die Fanprojekte aus Bielefeld,
Mönchengladbach, Köln und Leverkusen. Diese vertreten insgesamt über 60
000 Klubmitglieder.
Mit dem Zusammenschluß wollen die organisierten Fans im Dialog mit den
Vereinen und den Verbänden (DFL, DFB) ein mächtiges Sprachrohr
beziehungsweise eine Lobby bilden, um "Interessen, Vorstellungen und Ziele
des aktiven Fußballfans im Stadion in den Mittelpunkt zu rücken", wie der
HSV-Fanbeauftragte Sven Freese sagt.
"Unsere Kurve" tritt ein für den Erhalt der Fankultur, der Freiräume für
Fans - und soll bei geringem Verwaltungsaufwand und einer schlanken
Struktur eine Anlaufstelle für Fanorganisationen sein. So wurden jetzt
verschiedene Arbeitsgruppen gegründet, zu Themenschwerpunkten wie: Rechte
und Rechtschutz, Beratung und Gründung von Fanabteilungen, Fankultur und
Kommerzialisierung oder Sicherheitsprobleme.
"Eines unserer Hauptziele ist es, eine einheitliche Stadionordnung zu
installieren", sagt Freese, der sich speziell beim HSV für niedrigere
Zäune in der Nordkurve einsetzen will. Vorgehen will der Dachverband laut
seiner jüngsten Mitteilung vor allem gegen folgende Mißstände: Die
Reduzierung des Fans zum Kunden, das Einstufen der Fans als
Sicherheitsrisiko, die aktuellen Stadionverbotsrichtlinien, die
Kriminalisierung von Fans und das Benutzen von Fans als Versuchskaninchen
für Terrorbekämpfung. Der Fan sei oft kein gleichberechtigter Partner von
Vereinen.
"Unsere Kurve" will sich aktiv einsetzen für sozialverträgliche
Eintrittspreise, die Stärkung selbst organisierter Faninitiativen und
künftig stärker an den Entscheidungsprozessen im Sinne der Fans beteiligt
sein.
Beim Bundestag werden bis zu 300 Teilnehmer erwartet. Einige sitzen dann
gemeinsam am Tisch, die sich im Prinzip nicht ausstehen können. Übrigens:
Die Vertreter von St. Pauli wurden nicht vom HSV eingeladen, sondern vom
1. FC Köln. Die hohe Fußball-Diplomatie . . .
von Alexander Laux
erschienen am 29. März 2006 im Hamburger Abendblatt. http://www.abendblatt.de