"Unser Ziel ist der UEFA-Cup"

  • Seine fünfte Saison im Bayer 04-Trikot läuft, drei weitere kommen (mindestens) dazu. Denn Jörg Butt will mit seinem Klub wieder dahin, wo beide einige Jahre mitgemischt haben: ins internationale Geschäft. "Gegen Kaiserslautern müssen wir natürlich nachlegen", fordert Butt "ohne wenn und aber."



    BayArena Magazin: Jörg, nach zwei Niederlagen gab’s in Stuttgart einen wichtigen 2:0-Sieg. Was habt Ihr besser gemacht als in den Spielen zuvor?


    Jörg Butt: Entscheidend war, dass wir sehr geduldig gespielt haben. Wir haben in der Defensive gut gestanden und auf unsere Chance gewartet. Paul Freier hat dann ein herrliches Tor geschossen. In der zweiten Halbzeit lief es genauso weiter. Wir spielten abwartend, lauerten auf Konter und wurden durch Berbos 2:0 für unsere Geduld belohnt. Wir haben verdient gewonnen.


    BayArena Magazin: Und schön war auch, dass Ihr mal wieder zu null gewonnen habt.


    Butt: Es ist grundsätzlich wichtig, dass man auch mit dieser Einstellung ins Spiel geht und zu null spielen möchte. Wir waren gut organisiert in Stuttgart und haben sehr diszipliniert gespielt. Das müssen wir jetzt auch für die nächsten Heimspiele mitnehmen. Wir dürfen nicht immer einfach alles nach vorne schmeißen und sollten eben nicht immer versuchen, das Spiel in den ersten zehn Minuten zu entscheiden. Im Fußball werden die Spiele häufig erst kurz vor Schluss entschieden. Da muss man eben geduldig spielen, auf seine Chancen warten, ohne hinten auf zu machen.


    BayArena Magazin: Jetzt seid Ihr wieder mittendrin in der Verlosung um den UEFA-Cup-Platz....


    Butt: Ja, wir sind zwei Punkte hinter dem fünften und sechsten Platz, da ist noch alles möglich. Wir spielen noch gegen die Teams, die mit uns da oben in dieser Tabellenregion stehen und um den fünften Platz konkurrieren. Wir müssen natürlich jetzt nachlegen im Heimspiel gegen Kaiserslautern und da drei Punkte holen ohne wenn und aber. Wenn wir defensiv gut stehen, werden wir dank unserer individuellen Klasse in der Offensive automatisch Chancen bekommen.


    BayArena Magazin: Beim letzten Heimspiel gegen Mainz haben die Fans sehr heftig auf die Leistung der Mannschaft reagiert. Hast Du Verständnis für derartige Unmutsbekundungen?


    Butt: Natürlich ist das absolut verständlich. Wir hatten uns vor dem Bielefeld-Spiel schon eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet und haben uns dann in den beiden Spielen bei Arminia und gegen Mainz vieles kaputt gemacht. Dass die Fans da enttäuscht sind, ist doch völlig klar und nachvollziehbar. Deswegen bin ich froh, dass wir in Stuttgart nicht alles, aber doch zumindest einiges wieder gut machen konnten. Da müssen wir jetzt im Heimspiel gegen Kaiserslautern fortfahren, dann sieht’s für uns auch wieder ganz gut aus.


    BayArena Magazin: Bisher lief es bei Bayer 04 in dieser Saison nach dem Muster: ein Schritt vor, ein Schritt zurück. Woran liegt das?


    Butt: Es stimmt, bislang lief das wirklich so ab. Wir bringen keine Konstanz in unsere Leistungen. Ich glaube, das ist nicht zuletzt auch davon abhängig, gegen wen wir spielen. Wir haben häufig Probleme gegen Mannschaften, die sich hinten reinstellen, die kaum mitspielen. Die Stuttgarter haben sicherlich eher versucht, am Spiel teilzunehmen. Das kommt uns entgegen. Wir müssen uns einfach Gedanken machen, wie wir auch gegen Mannschaften, die eben weniger mitspielen, erfolgreich sein können. Gerade gegen solche Teams bringt es nichts, es mit der Brechstange zu versuchen. Auch da muss man halt geduldig aus einer gesicherten Defensive nach vorne stoßen. Und wir haben häufig das Problem, dass wir sehr, sehr offensiv ausgerichtet sind und dann selber in Konter laufen. Das müssen wir versuchen, abzustellen.


    BayArena Magazin: Du sprichst von einer gesicherten Defensive. Da scheint Jens Nowotny ein ganz wichtiger Mann zu sein...


    Butt: Ja, das hat man ja auch in Stuttgart gesehen, wie wichtig er für unsere Mannschaft ist. Er gibt seinen Nebenleuten unheimlich viel Sicherheit. Er ist absolut kompromisslos im Zweikampf und hat beim VfB auch alle entscheidenden Zweikämpfe für sich entschieden. Er ist einfach eine Bank da hinten in der Abwehr.


    BayArena Magazin: Jens und auch Paul Freier dürfen sich noch Hoffnungen machen, bei der WM zum deutschen Kader zu gehören. Das scheint zu beflügeln.


    Butt: Das sollte jeden aus unserer Mannschaft anspornen. Zum einen sollte jeder versuchen, sich selbst zu empfehlen für sein Nationalteam. Zum anderen sollte man zumindest den Mitspielern helfen, die noch auf dem Sprung stehen, in die Nationalmannschaften zu kommen. Denn wenn’s im Verein gut läuft, dann läuft’s auch für jeden einzelnen gut. Dann wird man auch eher nominiert.


    BayArena Magazin: Wie sieht’s bei Dir persönlich aus. Machst Du Dir noch Hoffnungen auf die WM? In der Torhüterfrage kann ja noch einiges passieren.


    Butt: Die WM, noch dazu im eigenen Land, ist natürlich das Größte für jeden Fußballer. Da sollte man die Hoffnung nie ganz aufgeben. Aber ich sehe das ganz nüchtern. Erst mal sollte man versuchen, im Verein gute Leistungen zu zeigen, mit dem Verein erfolgreich zu sein. Vieles ergibt sich dann von alleine. Natürlich kann sich in der Torhüterfrage noch einiges tun. Aber ich beteilige mich da nicht an irgendwelchen Spekulationen. Wie gesagt, ich will im Verein meine Leistung bringen, darauf konzentriere ich mich. Alles andere kann ich nicht beeinflussen.


    BayArena Magazin: Jetzt geht es am Samstag gegen Kaiserslautern. Eine Mannschaft, die gegen den Abstieg kämpft und mit dem Duo Altintop/Sanogo über einen sehr treffsicheren Angriff verfügt. Das dürfte ein heißer Tanz werden...


    Butt: Richtig, für Kaiserslautern geht es um den Klassenerhalt. Spiele gegen solche Mannschaften sind immer schwer. Aber wie gesagt, wir müssen drei Punkte gegen Kaiserslautern holen, um unsere eigenen Ziele erreichen zu können. Entsprechend müssen wir in diesem Spiel dagegen halten und dazwischen hauen. Jeder unserer Fans im Stadion muss das Gefühl haben: die Mannschaft will das Spiel gewinnen.


    BayArena Magazin: Wenn Du die eigenen Ziele ansprichst, dann ist das das Erreichen des fünften Platzes. Nun ist ja auch der sechste Platz ein wichtiger, weil er – seit dieser Saison erstmalig nur er – zur Teilnahme am UI-Cup berechtigt. Ein Wettbewerb, der in der Vergangenheit eine eher geringe Wertschätzung genoss. Hat der neue Modus den UI-Cup nun interessanter gemacht?


    Butt: Mit Sicherheit. Wir haben in der Mannschaft darüber gesprochen, wie wichtig auch der sechste Platz ist. Unser Ziel ist der UEFA-Cup, aber dank einiger grundlegender Veränderungen im Modus des UI-Cup ist auch dieser attraktiver geworden. Man muss dort nicht mehr etliche Runden und Spiele bestreiten, sondern der Modus ist deutlich abgespeckt worden.


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