Bayer-Blues

  • Roland Zorn (FAZ) beschreibt den Sog, den der Fall Reiner
    Calmunds in Leverkusen nach sich zieht:


    "Der schmerzliche Abnabelungsprozeß von einem vermeintlich jovialen Netzwerker, der so gut wie jeden zu duzen pflegte, den er vielleicht mal gebrauchen konnte, ist noch lange nicht abgeschlossen. Er wirkt manchmal lähmend auf all diejenigen, die die postmaterielle Ära nach Calmund neu zu ordnen und zu definieren haben. Inmitten des juristisch begleiteten Hin und Her und Mobbings zwischen beiden Seiten traut sich derzeit kaum noch jemand, ein offenes Wort gelassen auszusprechen - es könnte gegen ihn verwendet werden.


    Nicht nur der alte Strippenzieher Calmund schläft schlecht und weint auf Knopfdruck, auch sein langjähriger Partner und Widerpart Holzhäuser, von Calmund einst geholt und als 'Holzi' eingemeindet, läßt die Schultern hängen und fühlt sich elend. So wie Völlers lange Nase dieser Tage immer spitzer und knöcherner zu werden scheint. Bayer-Blues - die Calmund-Affäre mergelt alle Beteiligten aus. Es scheint, als wäre die Chefsache Profifußball wieder da angekommen, von wo sie ausging: in der Zentrale der AG.


    In diesem beklemmenden Klima bleibt derzeit nur die Hoffnung auf einen angenehmen Samstag - und damit auf einen gelegentlichen Sieg der bekannt wankelmütigen Mannschaft. Spielt das Team wieder einmal schlecht, werden die Fans 'Holzhäuser raus' rufen. Calmund hat, als er noch in Amt und Würden war, Holzhäuser gern als 'Buchhalter' ab-qualifiziert und seine wenigen Aufpasser im Konzern als 'Aspirin-Köppe' dazu. Nur er glaubte sich, manchmal in Absprache mit einem von ihm
    akzeptierten Trainer wie Christoph Daum, berufen, in Sachen Fußball reden und handeln zu dürfen.
    Daß der 1998 als Sachwalter der kauf-männischen Vernunft geholte Holzhäuser im Hintergrund an der Sanierung eines Klubs arbeitete, der auch dank Calmunds überbor-dender Großzügigkeit in ökonomische Schieflage zu geraten drohte, interessierte den 'Mann mit dem Geldkoffer' herzlich wenig. Unter den alten Bayer-Regenten genoß King Calli Handlungs- und Narrenfreiheit zugleich.


    Inzwischen ist Holzhäuser alleiniger Chef im Calmund-losen Bayer-Fußballreich. Doch er wirkt derzeit eher wie jemand, der fürchten muß, daß ihm die Prokura entzogen wird. Dabei hat Holzhäuser das Seine dazu
    getan, die GmbH gesundzuschrumpfen und die Ausgaben für die Profis auf unter fünfzig Prozent des Jahresetats gesenkt. Das macht den Öko-nomen stolz, ist aber keine Erfolgsstory für die Anhänger des Klubs, denen Calmund den Mund nach fortgesetzten Champions-League-Festen mit Teams wie Real Madrid oder Manchester United wäßrig ge-macht hat. Eine teuer bezahlte Geschichte von gestern."

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann