Finanzaffäre um Reiner Calmund: Holzhäuser bezeichnet Vorwürfe als "absurd" - 01.04.2006 13:15
In der Finanzaffäre um den früheren Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, ließ die zuständige Kölner Staatsanwaltschaft am Samstag erste Anzeichen einer Entlastung Calmunds verlautbaren. In "Spiegel" und "Focus" wird derweil am Montag weiter über dubiose Vorgänge beim rheinischen Erstligisten berichtet.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Kapischke erklärte gegenüber dem "Kölner Express": "Es ist zwar denkbar, dass Herr Calmund etwas großzügig mit dem Geld umgegangen ist. Aber dafür, dass er in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, gibt es bislang keine klaren Hinweise."
Auch der Verdacht der Spielmanipulation ließe sich nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht erhärten. Am vergangenen Montag war Calmund sieben Stunden lang von Ermittlungsbeamten vernommen worden.
Dubiose Provisionszahlungen an Juan Figer?
"Spiegel" und "Focus" berichten unterdessen in ihren neuen Ausgaben am Montag weiter über die Finanzaffäre in Leverkusen. Das Hamburger Nachrichtenmagazin schreibt über dubiose Rechnungen, die der südamerikanische Spielervermittler Juan Figer dem Bundesligisten im Sommer 2003 gestellt haben soll.
Basierend auf einer zwölfseitigen Stellungnahme des Bayer-Anwalts Walther Graf vom 9. März sei es dabei um angebliche Provisionsforderungen für die Vermittlung der Spieler Juan, Zé Roberto und Robson Ponte gegangen. Calmund habe die Rechnungen seinem damaligen Mitgeschäftsführer Wolfgang Holzhäuser vorgelegt. Dieser habe die Forderungen nicht nachvollziehen können, da Juan zu diesem Zeitpunkt schon über eine Saison bei Bayer aktiv gewesen sei, Zé Roberto bereits zum FC Bayern gewechselt war, und Ponte nach seiner Ausleihe in Richtung Wolfsburg über einen Rückkehrvertrag wieder in Leverkusen gelandet war.
Laut Grafs Stellungnahme seien die dubiosen Papiere aus Holzhäusers Büro wieder verschwunden, nachdem dieser seine Bedenken geäußert hatte.
"Wir haben bereits im Vorgriff auf diese zu erwartenden Veröffentlichungen die Staatsanwaltschaft über den Sachverhalt der brasilianischen Transfers informiert", erklärte Calmunds Anwalt Dr. Stefan Seitz gegenüber der dpa. "Sie spielten bei der Vernehmung von Calmund keine entscheidende Rolle."
Der Münchner "Focus" berichtet am Montag indes von Honorarzahlungen, die wiederum Holzhäuser Ende Januar 2003 gegenüber dem Spielervermittler Michael Ruhnau getätigt haben soll. Dabei handele es sich um eine Summe in Höhe von 145.000 Euro, die Ruhnau - ohne eine Leistung zu erbringen - erhalten haben soll. Der von Ruhnau beratene brasilianische Stürmer Cacau sei damals von Nürnberg nicht nach Leverkusen, sondern nach Stuttgart gewechselt.
Graul-Anwälte mahnen Holzhäuser ab
Bereits am Freitag hatten die Anwälte des der Untreue verdächtigten Spielerberaters Volker Graul dem Bayer-Geschäftsführer eine Unterlassungserklärung zukommen lassen. Darüber hinaus kündigte Graul-Anwalt Veit Wirth gegenüber der Süddeutschen Zeitung (Samstagausgabe) an, er werde gegen Holzhäuser Strafanzeige wegen Falschbeschuldigung, übler Nachrede, Verleumdung und Urkundenunterdrückung erstatten.
Die Graul-Seite fordert Holzhäuser dazu auf, zukünftig nicht mehr zu behaupten, nicht zu wissen, warum Graul im Juni 2003 von Calmund insgesamt 580.000 Euro aus der Kasse von Bayer Leverkusen erhalten habe.
"Sie haben eine Rechnung unseres Mandanten über genau diesen Betrag von 580.000 Euro akzeptiert", heißt es in dem Schreiben an Holzhäuser.
Mit Kenntnis der Rechnung sei dem Bayer-Geschäftsführer die Verwendung des Geldes für den Kauf von Spieleroptionen auf fünf kroatische und serbische Profis "nicht mehr unbekannt" gewesen.
Nach Ansicht von Grauls Rechtsanwälten würde Holzhäuser ferner verschweigen, dass er die von dem Spielervermittler an Bayer weitergegebenen Options-Belege "vernichtet" habe, weil er sie angeblich "buchhalterisch" nicht verwenden konnte.
In der Öffentlichkeit stelle Holzhäuser dar, dass Graul die 580.000 Euro "unter Begehung von Untreuehandlungen erhalten" habe. Dies entspreche nicht der Wahrheit, so die Anwälte weiter.
"Die Vorwürfe sind so absurd, dass ich sie nicht kommentieren will", hatte Holzhäuser am Freitagabend gegenüber der dpa geäußert.
quelle: kicker-online